Die Lehrveranstaltung thematisiert einleitend langfristige Veränderungsprozesse der Wirtschaftspolitik und zeigt auf, nach welchen Grundsätzen und Theorien Politik vor dem Hintergrund der Globalisierung auf unterschiedlichen Ebenen und Anwendungsfeldern gestaltet wird. Am Beispiel Österreichs kann dargestellt werden, welche wirtschaftspolitischen Prämissen die jeweiligen Perioden geprägt haben, und wie sie sich auf die Wirtschaftsentwicklung ausgewirkt haben. Ausgehend von theoretischen Überlegungen und internationalen Literatursurveys wird ein Überblick über die Wirtschaftspolitik in Österreich und der EU gegeben.
Die Corona-Pandemie hat nicht zuletzt auch die Ökonomie schwer getroffen. Nachdem die gesundheitlichen Risiken der Pandemie weitgehend überwunden scheinen, geht es nun um die Bewältigung der immensen Folgeschäden einer massiven Rezession in Verbindung mit stark angestiegener Arbeitslosigkeit.
Vor diesem Hintergrund werden in dieser LV zwei ausgewählte Themenfelder näher beleuchtet. In der ersten Semesterhälfte wird auf Verteilungspolitik, Beschäftigungspolitik und den Sozialstaat eingegangen, während sich der zweite Teil der Wirtschaftspolitik der Finanzmarkt-Ökonomie widmet.
Verteilungs- und Beschäftigungspolitik: Die unterschiedlichen Formen von ökonomischer Ungleichheit werden dargestellt und mögliche Politikmaßnahmen zur Reduzierung von Ungleichheit diskutiert. In beschäftigungspolitischen Fragen wird ein Schwerpunkt auf die aktuelle Diskussion zu Digitalisierung gelegt, ebenso werden die Veränderungen des sozialstaatlichen Modells erarbeitet. Einzelne wirtschaftspolitische Agenden, aber auch zentrale Strukturdaten werden herangezogen, um anhand von aktuellen Beispielen aus der politischen Praxis die institutionellen Formen und Veränderungen von Wirtschaftspolitik verständlich zu machen.
Finanzmarktökonomie, Geld- und Fiskalpolitik: Nach der Finanzkrise 2008 herrschte zunächst das Bemühen vor, durch neue Regulierungsansätze Dysfunktionalitäten eines entgleisten Finanzsystems zu korrigieren. In der unmittelbar darauf einsetzenden Staatsschuldenkrise kam es zu weiteren institutionellen und instrumentellen Änderungen der innerstaatlichen und gesamteuropäischen Finanzpolitik. Mit der Corona-Krise ist nun die Anwendung von aus der Not geborenen, „unkonventionellen“ Maßnahmen zur Dauereinrichtung geworden.
Die Anleihe-Ankaufsprogramme der Europäischen Zentralbank ebenso wie die Einrichtung des aus gemeinsamer Schuldenaufnahme finanzierten europäischen Wiederaufbaufonds „Next Generation EU“ haben nun die Notwendigkeit grundlegender Reformen der geld- und fiskalpolitischen Verfassung Europas verdeutlicht. Es geht dabei um die Frage, wie nationalstaatliche Eigenverantwortung und gemeinsame gesamteuropäische Interessen entlang konsensual erarbeiteter Spielregeln in Übereinstimmung gebracht werden können.