Blended Learning
Blended Learning an der WU bedeutet:
- Präsenzlehre wird mit Online-Lehre gleichwertig kombiniert.
- 30-50% der LV-Termine in Präsenz werden durch Online-Lehre ersetzt.
- Online-Lehre kann in Form von synchronen Online-Einheiten durchgeführt werden und/oder mehrere LV-Termine werden zu einer/mehreren asynchronen Online-Phase(n) gebündelt. Die Online-Phasen sind angeleitete Selbstlernphasen, in denen Studierende orts- und teilweise zeitungebunden lernen können.
- Blended Lehrveranstaltungen werden im VVZ mit der Kennzeichnung Blended Learning „BL“ bei der Angabe von Räumen und LV-Terminen ausgewiesen.
- Im Syllabus ist anzuführen, welche LV-Termine in Präsenz und welche als Online-Einheiten stattfinden. Für Online-Einheiten gelten die entsprechenden Rahmenbedingungen dieses Lehr-/Lernformats. Online-Phasen werden im Syllabus nicht als LV-Termine angeführt, sondern müssen im Syllabus unter Lehr-/Lerndesign detailliert beschrieben werden, inklusive der dafür festgelegten Zeiträume.
Kontaktstunden im Blended Learning Format:
- Die Kontaktstunden zwischen Lehrenden und Studierenden entsprechen den für die Lehrveranstaltung vorgesehenen Semesterstunden.
- Die Kontaktstunden bei Online-Phasen werden für Studierende durch die verpflichtende Bearbeitung von angeleiteten Lernaktivitäten realisiert, für Lehrende durch vereinbarte synchrone/asynchrone Kommunikationsmöglichkeiten (z.B. Sprechstunde, Forum) und begleitendes Feedback auf die Lernaktivitäten.
- Richtwert für den Ersatz von Kontaktstunden ist, dass es pro 10 % ersetzter Kontaktstunden eine Lernaktivität gibt.
Anwesenheit im Blended Learning Format:
- Der LV-Typ regelt das Ausmaß der Anwesenheitspflicht, sowohl für die Präsenzlehre als auch für die Online-Lehre.
- In Online-Phasen ist die Anwesenheit wie in LV-Einheiten zu behandeln. D.h. Online-Phasen sind verpflichtend, werden jedoch nicht beurteilt und sind nicht Bestandteil der Gesamtbeurteilung.
Workload im Blended Learning Format:
- Der Aufwand für Studierende und Lehrende während der Online-Phasen ist Teil des üblichen Gesamtworkloads für die Lehrveranstaltung und darf nicht darüber hinausgehen.
Generell eignet sich das Blended Learning Format für:
- Lehrveranstaltungen, in denen Aktivitäten für die Wissensaneignung oder Festigung des Gelernten vor allem digital stattfinden bzw. diese mit entsprechenden Online-Tools besser umsetzbar sind als in Präsenz. Z.B. Inverted Classroom Ansatz: Die Wissensaneignung und Erarbeitung von Kompetenzen erfolgt in den Online-Phasen. In der Präsenzlehre wird das Wissen aus den Online-Phasen vertieft.
- Lehrveranstaltungen, in denen umfangreiche und selbstverantwortliche Gruppenarbeiten vorgesehen sind, die in den Online-Phasen begleitet werden.
- Lehrveranstaltungen, die Wert auf den Erwerb digitaler Kompetenz legen.
An der WU fand 2018 bis 2020 ein Pilotprojekt zu Blended Learning statt. Im Rahmen des Projekts wurden theoretische Grundlagen definiert sowie Praxiserfahrungen durch die Umstellung von fünf Lehrveranstaltungen auf das Blended Format gesammelt. Erfahrungen aus dieser Pilotierung flossen auch in das neue Lehr-/Lernformat Blended Learning ein.
Tipps für hybride Lehrveranstaltungen:
Tipps zur Konzeption des Lehr-/Lerndesigns
Was ist bei der Konzeption des Lehr-/Lerndesign zu berücksichtigen?
- Didaktische, inhaltliche und zeitliche Verzahnung
Achten Sie darauf bei Ihrer Blended Lehrveranstaltung die Präsenzlehre und Online-Lehre didaktisch, inhaltlich und zeitlich so aufeinander abzustimmen, dass Präsenzlehre und Online-Lehre ein kohärentes gemeinsames Ganzes bilden. - Rhythmisierung
Machen Sie sich bei der Planung Ihrer Blended Lehrveranstaltung Gedanken über die Verteilung von Präsenzeinheiten und Online-Einheiten/Online-Phasen im LV-Verlauf (Rhythmisierung). Eine Skizzierung der Rhythmisierung (z.B. mit PowerPoint) hilft Ihnen bei den weiteren Überlegungen zur Verzahnung. Übliche Umsetzungen der Rhythmisierung sind:- "Erweiterungsstruktur": Präsenz- und Online-Lehre wechseln sich regelmäßig ab. Sie dienen der Erweiterung (Vorbereitung, Nachbereitung oder Vertiefung) der jeweils anderen Komponente. Wissenserwerb, Anwendung und Übung, Feedback und Reflexion können zwischen beiden Komponenten verteilt werden. Die klare zeitliche Abfolge gibt den Studierenden eine übersichtliche Struktur. Die Erweiterungsstruktur eignet sich für alle Lehrveranstaltungen, ob LVPs, VUEs oder kleinere PIs. Ein bekannter Ansatz ist das Inverted Classroom Modell (ICM), bei dem die Online-Phase dem Wissenserwerb und als Vorbereitung auf die Präsenzeinheit dient.
- „Ergänzungsstruktur“: Die Abfolge von Präsenz- und Online-Lehre kann regelmäßig oder unregelmäßig sein und hängt von den Lerninhalten ab. Präsenz- und Online-Lehre sind dabei im LV-Verlauf nicht immer gänzlich miteinander verzahnt, sondern eine Abfolge von mehreren verzahnten Komponenten kann für sich stehen, danach beginnt ohne Übergang eine neue verzahnte Abfolge. Im LV-Verlauf kommen den beiden Komponenten unterschiedliche Funktionen zu. Einmal dient die Online-Lehre dem Wissenserwerb, ein anderes Mal der Anwendung/Vertiefung von Wissen. Die Ergänzungsstruktur ermöglicht Ihnen Flexibilität bei der Gestaltung Ihrer Lehrveranstaltung, erfordert von den Studierenden jedoch Eigenverantwortung und Kompetenzen im Selbst- und Zeitmanagement. Informieren Sie Ihre Studierenden daher umfassend über die Struktur der Lehrveranstaltung und über die Erwartungen, die Sie an jede Komponente knüpfen.
- „Parallelarbeit“: Präsenz- und Online-Lehre laufen parallel (z.B. übergreifende Aufgaben) und sind durch Kreuzungen miteinander verzahnt. In diesen Kreuzungen können z.B. die studentischen Arbeiten aus der Online-Phase in der Präsenzeinheit besprochen werden, es können auch neue Lerninhalte vermittelt werden, die in den studentischen Arbeiten parallel eingearbeitet und weiterentwickelt werden. Die Parallelarbeit eignet sich für kleinere PIs mit hoher studentischer Kooperation. In LVPs und VUEs können die studentischen Arbeiten durch Gruppenaustausch in den Präsenzeinheiten unterstützt werden.
- Aktivierung und Methodenvielfalt in Präsenz- und Online-Lehre
Methodenvielfalt regt das Interesse der Studierenden an und bietet Abwechslung im Lernprozess. Dies gilt sowohl für die Präsenzeinheiten als auch die Online-Phasen. Mit dem Wechsel von kurzen Inputs und aktivierenden Lehrmethoden in unterschiedlichen Arbeitsformen (Einzelarbeit, Paararbeit, Kleingruppen, Austausch mit anderen durch digitale Miniübungen oder im Plenumsgespräch) fördern Sie das Lernen. In den Präsenzeinheiten können Sie auf bereits bekannte und bewähre Methoden zurückgreifen. Auch die Integration digitaler Tools bietet wunderbare Möglichkeiten der studentischen Aktivierung und Partizipation in der Präsenzlehre. Mit unterschiedlichen Aktivitäten unterstützen Sie Studierende dabei, sich aktiv mit den Lerninhalten auseinanderzusetzen und diese zu verarbeiten, sodass das Wissen nachhaltig bestehen bleibt. Auch in den Online-Phasen können Sie Lernaktivitäten (Aufgaben, Übungen, Quizze, Selbsteinschätzungstests) vielfältig einsetzen, je nach geplanter Funktion (Wissenserwerb, Anwendung und Übung, Feedback und Reflexion).
Tipps zur Information & Erwartungsklärung
- Information über das Lehr-/Lernformat
Machen Sie den Studierenden bereits im Syllabus klar, dass Ihre Lehrveranstaltung in einem „anderen“, neuen Lehr-/Lernformat durchgeführt wird. Aufgrund der Neuheit wissen Studierende eventuell noch nicht was dieses neue Format bedeutet und Unklarheiten könnten entstehen. Beschreiben Sie daher im Syllabus im Feld „Lehr-/Lerndesign“ Ihre Blended Lehrveranstaltung detailliert (Rhythmisierung, Funktion, Lernmaterialien, zentrale Aktivitäten, Art des Feedbacks sowie Kommunikation). - Lernziele der Online-Phasen
Geben Sie im Syllabus die Lernziele für die Online-Phasen gesondert an. Beschreiben Sie, welche Erwartungen Sie an die Online-Phasen stellen. Dies hilft den Studierenden, die Relevanz von Online-Phasen einschätzen zu können. - Studentischer Workload
Weisen Sie den studentischen Workload für die Online-Phasen ebenfalls gesondert aus. Manchmal ist dies nicht ganz einfach, da z.B. die Bearbeitungsdauer für ein Erklärvideo maßgeblich variieren kann, je nachdem ob Studierende es bloß ansehen oder sich begleitend Notizen machen und daher das Video öfter unterbrechen. Bemessen Sie im Zweifel den studentischen Workload eher großzügig. Studierende müssen den Aufwand für die Online-Phasen (wie lange benötigen sie) kennen, um planen zu können. Beachten Sie, dass der Gesamt-Workload für die Lehrveranstaltung durch den Ausbau des Selbststudiums in den Online-Phasen nicht überschritten werden darf. - Zeit und Flexibilität in Online-Phasen
Achten Sie bei der Planung von Online-Phasen darauf, dass Studierende ausreichend Zeit und Flexibilität für die Bearbeitung haben. So können Sie möglichen Verhinderungsgründen von Studierenden (z.B. Krankheit) von vornherein entgegenwirken.
Tipps zur Moderation & Begleitung
- Strukturierte Lernumgebung bereitstellen
In den Online-Phasen moderieren und begleiten Sie die Lernprozesse der Studierenden indem Sie Lernmaterialien strukturiert bereitstellen und eine Lernumgebung schaffen, in der die Studierenden (durch-)geleitet werden – ähnlich wie Sie das in den Präsenzeinheiten machen mit Abwechslung von Input und Aktivität. Sie können den Studierenden entweder eine Empfehlung geben, wie sie die Lerninhalte in den Online-Phasen am besten durcharbeiten, oder Sie legen die Durcharbeitungsschritte entlang eines vorgegebenen Pfades fix fest. Achten Sie darauf, digitale Lernmaterialien für die Online-Phase zeitgerecht bereitzustellen. Je nach Materialien können das sieben bis 14 Tage sein. Sie ermöglichen den Studierenden dadurch im eigenen Tempo zu lernen und den Vorteil der Flexibilisierung durch das Blended Format nutzen zu können. Unterscheiden Sie bei den Lernmaterialien für die Studierenden sichtbar zwischen frei zu wählende Zusatzmaterialien und jenen Inhalten und Aktivitäten, die die Studierenden in der Online-Phase jedenfalls bearbeiten sollten, um den Anschluss in der Präsenzlehre nicht zu verpassen. Dies hilft den Studierenden beim Setzen ihrer Prioritäten. Das problemlose Zurechtfinden in der Online-Umgebung ist das A und O für gelingende Lernprozesse in Online-Phasen.
Beachten Sie bei der Gestaltung von Online-Phasen folgende drei Aspekte:- Einführung und Überblick: Geben Sie den Studierenden einen Überblick, indem Sie inhaltliche Schwerpunkte, Lernziele und studentischen Workload beschreiben.
- Darstellung der Lerninhalte: Zur Wissensaneignung können Texte, Einbindung von Literatur, Lecturecasts, Erklärvideos und Audios herangezogen werden. Sie müssen nicht das gesamte Material für Ihre Lehrveranstaltung selbst entwickeln, sondern können freie Bildungsressourcen, sog. Open Educational Resources, nutzen.
- Einsatz von Lernaktivitäten: Wechseln Sie den Input immer wieder mit Aktivitäten ab, so können Sie die Motivation und Aufmerksamkeitsspanne der Studierenden unterstützen. Aktivieren Sie die Studierenden in den Online-Phasen durch gezielt gesetzte Lernaktivitäten (Aufgaben, Übungen, Quizze, Selbsteinschätzungstests).
- Digitale Kommunikationsmöglichkeiten schaffen
In den Online-Phasen sind Sie für die Studierenden verfügbar, um Fragen zu beantworten oder bei der Lösung von Problemen zu helfen. Der Support in den Online-Phasen wirkt einer Verzögerung des Lernfortschritts und dem Gefühl des Alleingelassen-Werdens der Studierenden entgegen. Bieten Sie zu jeder zentralen Aktivität, die Studierende in der Online-Phase bearbeiten, eine Kommunikationsmöglichkeit (synchron und/oder asynchron) an und geben Sie diese den Studierenden bekannt.- Synchrone Online-Kommunikation: Sie bieten zu einem bestimmten Zeitpunkt eine Kontaktmöglichkeit (z.B. Chat, Online-Sprechstunde) an.
- Asynchrone Online-Kommunikation: Die asynchrone Kommunikation erfolgt kontinuierlich. Sie geben den Studierenden Ihre maximale Rückmeldezeit bekannt, bis wann sie in der asynchronen Kommunikationsmöglichkeit (z.B. Forum, asynchroner Chat) mit einer Antwort von Ihnen rechnen können. Empfehlenswert ist eine Antwort innerhalb von 1-3 Werktagen.
- Überleitung von der Online-Phase in die Präsenzeinheit
Mit einer kurzen Zusammenfassung der Inhalte aus der Online-Phase am Beginn einer Präsenzeinheit erleichtern Sie den Studierenden den Anschluss an das Thema und weitere Diskussionen oder Gruppenarbeiten dazu fallen ihnen leichter. Da Studierende die Lerninhalte der Online-Phasen in unterschiedlichem Tempo erarbeiten, kann bei manchen der Abschluss der Online-Phase schon etwas länger zurückliegen. Sie können diese Überleitung auch dazu nutzen, Feedback zur Gestaltung der Online-Phasen zu erhalten („Welche Inhalte wurden besonders schwierig wahrgenommen?“) oder den Wissensstand der Studierenden zu überprüfen, um in weiterer Folge auf Fragen oder Lücken einzugehen. - (Peer-)Feedback
Koppeln Sie an jede zentrale Aktivität in den Online-Phasen (das sind Aufgaben, Übungen oder Selbsteinschätzungstests) ein Feedback (schriftlich, mündlich oder automatisiert). Das Feedback hilft Studierenden den eigenen Wissensstand zu überprüfen, den Lernfortschritt zu erkennen und ggf. das eigene Lernverhalten zu adaptieren. Überlegen Sie bereits bei der Planung der Online-Phasen, in welcher Form (schriftlich, mündlich oder automatisiert) Sie Ihren Studierende Feedback geben werden. Als Lehrende*r erhalten Sie bei Aufgaben einen Überblick über den Wissensstand der Studierenden und können diese Erkenntnisse in der Planung der Präsenzeinheiten gezielt aufgreifen, indem Sie ggf. Inhalte wiederholen.
Sie können in Ihrer LV auch Peer-Feedback einsetzen. Beim Peer-Feedback geben Studierende ihren Mitstudierenden (Peers) konstruktive Rückmeldungen auf erbrachte Leistungen. Dieses Vorgehen muss von Ihnen als Lehrende*r gut vorbereitet und angeleitet werden. Beim Geben von Feedback analysieren und beurteilen Studierende kritisch die Leistung ihrer Peers und setzen sich intensiv mit den Lerninhalten auseinander, was wiederum den eigenen Lernfortschritt begünstigt.