Die österreichische Gesundheitsbefragung (Austrian Health Interview Survey – ATHIS) wird von der Statistik Austria erhoben und dient als Datengrundlage für die Gesundheitsberichterstattung. Sie soll der Politik und Wissenschaft wichtige Gesundheitsdaten zur Verfügung stellen (Statistik Austria, 2009, 2016). Anhand der Informationen der Gesundheitsbefragung können Zusammenhänge von Morbidität, Gesundheitsverhalten und gesundheitsrelevanten Risikofaktoren analysiert und Unterschiede nach Alter, Geschlecht und weiteren sozialen bzw. umweltbedingten Einflussfaktoren überprüft werden. Darüber hinaus geben die Daten der Gesundheitsbefragung Auskunft über die Inanspruchnahme von Versorgungseinrichtungen und die Teilnahme der Bevölkerung an Präventionsangeboten (Statistik Austria, 2016).
Gesundheitsbefragungen werden in Österreich seit den 1970er Jahren durchgeführt. Während dies bis Ende der 1990er Jahre im Rahmen des Mikrozensus geschah, wurde die Gesundheitsbefragung erstmals 2006/07 (ATHIS 2006/07) als eigenständige Erhebung mit neuem Erhebungsdesign und Frageprogramm entwickelt (Statistik Austria, 2009), aufgrund dessen im Nachfolgenden beide Befragungen jeweils kurz erörtert werden. Die Gesundheitsbefragung ist als Trendstudie konzipiert, die zweite und bisher aktuellste Welle wurde von 2013 bis 2015 (ATHIS 2014) erhoben. Ab 2014 soll die Gesundheitsbefragungen fünfjährlich stattfinden. Die Fragen des ATHIS 2014 sind darüber hinaus mit dem EHIS (European Health Interview Survey), der Europäischen Gesundheitsbefragung, harmonisierbar (Statistik Austria, 2016). Auch lässt sich der ATHIS 2014 mit Daten des Mikrozensus (siehe auch Angaben zum Mikrozensus in DataBase) verknüpfen, um vertiefende Informationen bspw. zu demographischen und sozioökonomischen Merkmalen zu erhalten.
Erhebungsprozess in der Übersicht
Um die Methodologie von ATHIS besser nachvollziehen zu können, wird der Erhebungsprozess in nachstehender Abbildung visualisiert. Die Datengewinnung erfolgt anhand zweier Erhebungsinstrumente (die Befragung über Kinder ist in die Hauptbefragung integriert), welche im Anschluss für den Datensatz (SPSS-Datensatz für Externe) verknüpft wurden. Der Hauptfragebogen und Selbstausfüller (siehe Downloads ATHIS 2014) unterscheidet sich in ihrem Layout, da letzterer von Befragten selbst verstanden werden muss, während ersterer im Prinzip nur eine Dokumentation des CAPI Verfahrens ist.
Abbildung 1 - Der Erhebungsprozess von ATHIS 2014
Statistik Austria. (2009). Standard-Dokumentation Metainformationen (Definitionen, Erläuterungen, Methoden, Qualität) zu Österreichische Gesundheitsbefragung 2006/2007.
Statistik Austria. (2016). Standard-Dokumentation Metainformationen (Definitionen, Erläuterungen, Methoden, Qualität) zur Österreichische Gesundheitsbefragung 2014.
Steckbrief
Ziel:
Gesundheitszustand, Einflussfaktoren auf die Gesundheit und medizinische Versorgung
Design:
Trendstudie (bisher 2 Wellen)
Grundgesamtheit:
Österreichische Wohnbevölkerung in Privathaushalten (ATHIS 2014) bzw. Privathaushalten und Senioren-/Pflegeheimen (ATHIS 2006/07) ab 15 Jahren (inkl. Proxy-Auskünfte für Kinder unter 18 Jahren)
Stichprobe:
Zufallsstichprobe; Rekrutierung im Rahmen der Mikrozensus-Erhebung; räumliche Schichtung der Bruttostichprobe nach Versorgungsregionen
Erhebungstechnik:
CAPI (Computer Assisted Personal Interviewing) (ATHIS 2006/07) bzw. CATI (Computer Assisted Telephone Interviewing) (ATHIS 2014); selbstauszufüllender Papierfragebogen
Erhebungszeitraum:
März 2006 bis März 2007 (ATHIS 2006/07); Oktober 2013 bis Juni 2015 (ATHIS 2014)
Risikofaktoren, gesundheitsrelevantes Verhalten, Inanspruchnahme von Leistungen des Gesundheitssystems, Vorsorgeverhalten
Lebensqualität:
Zur Beurteilung der subjektiven Lebensqualität wurde der WHOQOL-BREF (Kurzversion des WHOQOL) verwendet, welcher zwei globale Fragen (zur allgemeinen Lebensqualität und zum allgemeinen gesundheitlichen Befinden) sowie 24 Fragen zu unterschiedlichen Lebensbereichen umfasst.
Die Stichprobe des ATHIS ist eine repräsentative Zufallsstichprobe. Sie wird nach den 32 Versorgungsregionen Österreichs (gemäß Österreichischem Strukturplan Gesundheit) geschichtet, d.h. es wird pro Versorgungsregion die gleiche Anzahl an Personen in die Stichprobe miteinbezogen. Diese räumliche Schichtung wird angewandt, um für jede Versorgungsregion einen gleich großen Stichprobenfehler, d.h. die gleiche Genauigkeit der Ergebnisse, zu erlangen (Statistik Austria, 2009, 2016).
Das Stichprobendesign der Erhebung 2014 unterscheidet sich in manchen Punkten von jener 2006/07. Während die Stichprobe beim ATHIS 2006/07 anhand des Zentralen Melderegisters (ZMR) gezogen wurde, fand im Rahmen des ATHIS 2014 die Rekrutierung über die Stichprobe des Mikrozensus statt. Die Grundgesamtheit stellt in beiden Befragungen die Bevölkerung Österreichs im Alter von 15 Jahren und mehr dar, wobei im ATHIS 2014 die Zielpersonen auch – wenn vorhanden – zum Gesundheitszustand ihrer im Haushalt lebenden Kinder unter 18 Jahren befragt wurden. Im ATHIS 2006/07 waren Personen, die in Senioren- und Pflegeheimen wohnen Teil der Bruttostichprobe, hingegen wurden im ATHIS 2014 Personen, die in Anstaltshaushalten leben aus der Stichprobe ausgenommen (Statistik Austria, 2009, 2016).
Die Bruttostichprobe für den ATHIS 2006/07 betrug 25.130 Personen, von denen 15.474 an der Befragung teilnahmen. Beim ATHIS 2014 lag der Umfang der Bruttostichprobe bei 38.768 (Stichprobe des Mikrozensus 2014), während letztendlich 15.771 Interviews verwertet werden konnten. Die Ausschöpfungsquote des ATHIS 2014 liegt mit 40,7% daher unter jener des ATHIS 2006/07 mit 63,1% (Statistik Austria, 2009, 2016). Zwar basiert die Stichprobe für den ATHIS 2014 auf jener des Mikrozensus, im Gegensatz zu diesem ist die Teilnahme jedoch freiwillig, was den geringeren Rücklauf erklärt.
Die Gesundheitsbefragung wurde 2006/07 vorwiegend mittels CAPI (Computer Assisted Personal Interviewing), und 2014 mittels CATI (Computer Assisted Telephone Interviewing) erhoben. Zusätzlich wurde in beiden Gesundheitsbefragungen für komplexere und sensiblere Fragen ein selbstauszufüllender Fragebogen angewandt. (Statistik Austria, 2009, 2016) Für den Fall, dass Kinder unter 18 Jahren im Haushalt lebten, wurden beim ATHIS 2014 von einem Elternteil am Ende des eigenen Interviews (Hauptbefragung) Angaben zum Gesundheitszustand des Kindes abgefragt (Statistik Austria, 2016).
Grundlage der Entwicklung einer eigenständigen österreichischen Gesundheitsbefragung war die von Eurostat in Kooperation mit den Mitgliedsstaaten konzipierte Europäische Gesundheitsbefragung (European Health Interview Survey - EHIS). Zum Zeitpunkt der Entwicklung der ersten Welle des ATHIS war die Europäische Gesundheitsbefragung selbst noch in der Entstehungsphase, der ATHIS 2006/07 basiert daher nur in Teilen auf dieser (Statistik Austria, 2009). Der Fragebogen des ATHIS 2014 ist hingegen mit dem EHIS harmonisierbar. Bei der Entwicklung des ATHIS 2014 wurde von der Statistik Austria in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut eine deutschsprachige Version des von Eurostat vorgegebenen englischen Musterfragebogens erstellt. Neben den in der internationalen Durchführungsverordnung festgelegten Zielvariablen enthält der ATHIS 2014 spezifische nationale Zusatzfragen, die sich auf die Lebensqualität, bestimmte chronische Erkrankungen, die ambulante Gesundheitsversorgung, die Anwesenheit am Arbeitsplatz trotz Krankheit, funktionale Tätigkeiten sowie die Gesundheit von Kindern beziehen (Statistik Austria, 2016).
Die Grundgesamtheit wird bei der Gesundheitsbefragung anhand einer Hochrechnung dargestellt. Dies geschieht mittels einer Gewichtung, welche die durch Unit-non-response (Ausfälle durch Verweigerung der Teilnahme an der Befragung, nicht existente Adressen etc.) und in Folge der Schichtung der Stichprobe entstehenden Verzerrungen ausgleichen soll. Die Einbeziehung dieser Gewichtung ist bei der Auswertung der Daten nach Empfehlung der Statistik Austria erforderlich. (Statistik Austria, 2009; für genauere Informationen siehe Standarddokumentation)
Im Falle einer Item-non Response, der Nichtbeantwortung einzelner Fragepositionen, wurden die fehlenden Werte imputiert, d.h. aus möglichst ähnlichen Fällen geschätzt ( Statistik Austria, 2016; für genauere Informationen siehe Standarddokumentation)
Bedarf der Anfrage auf statistik.at. Zugang ist kostenlos.
Ausgewählte empirische Analysen auf Basis des Surveys
Burkert, N., Rásky, É., & Freidl, W. (2012). Social inequalities regarding health and health behaviour in Austrian adults. Wiener Klinische Wochenschrift, 124(7–8), 256–261. https://doi.org/10.1007/s00508-012-0164-7
Dorner, T. E., Stronegger, W. J., Hoffmann, K., Stein, K. V., & Niederkrotenthaler, T. (2013). Socio-economic determinants of health behaviours across age groups: results of a cross-sectional survey. Wiener Klinische Wochenschrift, 125(9–10), 261–269. https://doi.org/10.1007/s00508-013-0360-0
Muckenhuber, J., Fernandez, K., Burkert, N. T., Großschädl, F., Freidl, W., & Rásky, É. (2014). Trends in Inequalities in Health, Risk and Preventive Behaviour among the Advanced-Age Population in Austria: 1983-2007. PLoS ONE, 9(5), e97400. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0097400
Muckenhuber, J., Stronegger, W. J., & Freidl, W. (2013). Social capital affects the health of older people more strongly than that of younger people. Ageing and Society, 33(05), 853–870. https://doi.org/10.1017/S0144686X12000219