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SHARE

Survey of Health, Ageing and Retirement
Überblick

Der Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE), zu Deutsch „das Forschungsnetzwerk für Gesundheit, Alterung und Ruhestand in Europa“, hat die „Erforschung von gesundheitlichen, sozialen und ökonomischen Aspekten des demographischen Wandels in Europa“ zum Ziel (SHARE o.J.). SHARE soll untersuchen, wie verschiedene kulturelle Einflüsse, Lebensbedingungen und politische Rahmenbedingungen direkt vor und nach der Pensionierung auf die Lebensqualität der EuropäerInnen wirken (Börsch-Supan, Brugiavini, Jürges, Kapteyn, Mackenbach & Siegrist 2008, 12). Um den individuellen Alterungsprozess, aber auch die Auswirkungen des demographischen Wandels tiefergehend analysieren zu können, werden persönliche sowie die Lebens- und Umweltbedingungen betreffende Daten von Personen ab einem Alter von 50 Jahren erhoben (Malter & Börsch-Supan 2015, 8). Auch wenn es sich bei SHARE um ein europäisches Projekt handelt, nehmen (bisher) nicht alle europäischen Länder an der Befragung teil. Mit jeder Erhebungswelle sind weitere Länder zum SHARE-Sample hinzugekommen, zum derzeitigen Zeitpunkt waren 21 Länder an SHARE beteiligt. Einige Länder haben jedoch nicht durchgehend an allen Wellen ab dem Zeitpunkt der erstmaligen Teilnahme partizipiert. In der fünften Welle wurden bspw. nur in Österreich, Deutschland, Schweden, den Niederlanden, Spanien, Italien, Frankreich, Dänemark, der Schweiz, Belgien, Israel, der Tschechischen Republik, Luxembourg, Slowenien und Estland (also in 15 Ländern) Daten erhoben (Malter & Börsch-Supan 2015, 76).

Aufgrund der Schwerpunktsetzung auf das Thema „Altern“, welches sowohl auf individueller, als auch auf gesellschaftlicher Ebene keinen Zustand, sondern einen Prozess darstellt, der im Zeitverlauf betrachtet werden muss, wurde der SHARE als Längsschnittstudie konzipiert. Das vorrangige Ziel dabei ist es, dieselben Personen in regelmäßigen Abständen zu interviewen (Börsch-Supan et al. 2008, 13). Bisher wurden die Daten aus sechs Wellen (2004/05, 2006/07, 2008/09, 2010/11, 2013, 2015) veröffentlicht, welche mehr als 220.000 Interviews von 110.000 Personen enthalten (Malter & Börsch-Supan 2015, 158).

In den bisherigen sechs Wellen des SHARE (die siebte Welle ist bereits geplant) sind umfassende Informationen zu verschiedenen Lebensbereichen zu finden. Es werden die psychische und körperliche Befindlichkeit, beispielsweise in Form von Fragen zur subjektiven Einschätzung des eigenen Gesundheitszustandes, zu körperlichen Funktionen, der Lebenszufriedenheit oder dem Wohlbefinden erhoben. Zusätzlich werden Biomarker, wie in etwa die Greifkraft oder der BMI gemessen. Neben gesundheitlichen werden ökonomische Aspekte, wie der Erwerbsstatus, mögliche Einkommensquellen, Wohnen, Konsum, Bildung und Wohlstand erfasst. Diese Informationen dienen auch der Bestimmung des Deprivationsrisikos. Zudem wird das Ausmaß der sozialen Unterstützung unter anderem in Form der persönlichen Hilfe und der finanziellen Zuwendungen innerhalb bzw. außerhalb der Familie bestimmt (Malter & Börsch-Supan 2015, 8). Nach der dritten Welle kamen zum Kernfragebogen auch Sondermodule hinzu:

Schwerpunkte bzw. Sondermodule der Wellen
Welle 1 und 2 Als Baseline und erste Folgebefragung begründen beide das Paneldesign. Im Prinzip gibt es keine Abweichung (außer kleinere Korrekturen – etwa bei Antwortformulierungen)
Welle 3 Die dritte Welle, SHARELIFE, nimmt eine Sonderstellung ein, da sich diese im Speziellen auf die Kindheit bzw. das frühere Leben der Befragten konzentriert und die darin vorhandenen Module und Variablen eine Ergänzung zu jenen aus den anderen vier Wellen darstellen. Genau genommen ist SHARELIFE somit kein Teil der Panelerhebung, sondern eine eigenständige, retrospektive Befragung. Anhand der SHARELIFE Erhebung können die Zusammenhänge früherer Lebensumstände, wie in etwa der Gesundheitszustand in der Kindheit, der sozioökonomische Status der Eltern und die eigene Erwerbsbiografie mit den aktuellen Gegebenheiten, d.h. beispielsweise der derzeitigen gesundheitlichen Verfassung, der eigenen finanziellen Lage oder dem Pensionseinkommen, untersucht werden (Schröder 2011, 5f.).
Welle 4 In der vierten Welle werden in einem Sondermodul die sozialen Netzwerke der Befragten ausführlich erhoben (Malter & Börsch-Supan 2013, 18ff.) und in der sechsten Welle wiederholt.
Welle 5 In der fünften Welle findet sich ein Mini-Childhood Modul, mittels welchem Personen, die nicht an SHARELIFE teilgenommen haben, zu den sozioökonomischen und gesundheitlichen Bedingungen in der Kindheit befragt werden (Malter & Börsch-Supan 2015, 18), zudem wurden ein paar Fragen zur Computernutzung ergänzt. Um das Ausmaß der Deprivation bzw. der sozialen Exklusion genauer erfassen zu können, wurden in der fünften Welle neue Items zur Leistbarkeit von bestimmten Ausgaben und zur Qualität der Wohngegend eingeführt (Malter & Börsch-Supan 2015, 29f.). Darüber hinaus wurden zusätzliche Items zur Herkunft der Eltern und zur Staatsbürgerschaft hinzugefügt, um MigrantInnen der zweiten Generation, sowie Personen, die eingebürgert wurden, identifizieren zu können (Malter & Börsch-Supan 2015, 43).
Welle 6 In der sechsten Welle wurde in 12 Ländern Blutproben genommen. Die gesammelten Biomarker werden jedoch noch analysiert und stehen derzeit noch nicht zur Verfügung.
Welle 7 Noch nicht bekannt.

Neben dem normalen Datensatz, welcher im Wesentlichen alle Werte einer Welle beinhaltet (jedoch ist auch dieses Set in mehrere Datenfiles aufgeteilt und muss bei bedarf erst von Forscher*Innen zusammengeführt werden), werden zusätzlich sogenannte „special SHARE datasets“ angeboten:

Special Datasets
easySHARE Da es sich bei SHARE um einen verhältnismäßig komplexen Datensatz handelt, wird für Personen, die wenig Erfahrung in der Analyse von Sekundärdaten haben, wie beispielsweise Studierende ein vereinfachter Datensatz, easySHARE genannt, zur Verfügung gestellt. Während die Fallzahl dieselbe wie in den ursprünglichen Datenfiles ist, wurde die Anzahl an Variablen reduziert. easySHARE beinhaltet Daten aus allen fünf Wellen, wobei Daten, die auf Haushaltsebene erhoben wurden, auf die Individualebene übertragen wurden. Die einzelnen Module müssen somit nicht eigenständig zu einem eigenen Datensatz verbunden werden und es ist auch nicht nötig fehlende Daten aus vorangegangenen Wellen bzw. von anderen Haushaltsmitgliedern zu ergänzen (Gruber, Hunkler & Stuck 2014, 2).
Recorded Linkage Verknüpfung mit Verwaltungsdaten
Interviewer Survey Um mögliche Interviewereffekte zu untersuchen, wurde in der fünften und sechsten Welle außerdem ein Interviewerfragebogen durchgeführt, in welchem neben demographischen Angaben die allgemeine Einstellung der InterviewerInnen zu der Studie, ihre Erwartungen und Erfahrungen hinsichtlich bestimmter Module, sowie hypothetische Fragen dazu, wie sie sich als SHARE RespondentIn verhalten würden, abgefragt wurden. Der Interviewerfragebogen kam in der fünften Welle in sechs Ländern (Belgien, Deutschland, Österreich, Spanien, Schweden und Slovenien) zum Einsatz (Malter & Börsch-Supan 2015, 67ff.).
Job Episodes Panel Darüber hinaus gibt es noch das Job Episodes Panel, einen Längsschnittdatensatz, welcher aus den Informationen in den Datensätzen der Wellen eins bis drei die Erwerbsbiografie der in diesen Wellen teilnehmenden Personen abbildet (Malter & Börsch-Supan 2015, 158).
Biomarker Gewonnen aus den Blutproben der Welle 6, jedoch noch nicht verfügbar.

Abbildung 1 zeigt zudem die unterschiedlichen Testungen, welche über die Wellen bis dato zur Anwendung gekommen sind:

Abbildung 1- Testungen in der Übersicht




Börsch-Supan, A., & Jürges H. (Eds.) (2005). The Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe – Methodology. Mannheim: Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA).

Börsch-Supan, A., Brugiavini, A., Jürges, H., Kapteyn, A., Mackenbach, J., Siegrist, J., & Weber, G. (Eds.) (2008). First results from the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (2004-2007). Starting the longitudinal dimension. Mannheim: Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA).

Gruber, S., Hunkler C., & Stuck, S. (2014). Generating easySHARE: guidelines, structure, content and programming. SHARE Working Paper Series: 17-2014. Munich: MEA, Max Planck Institute for Social Law and Social Policy.

Malter, F., & Börsch-Supan, A. (Eds.) (2013). SHARE Wave 4: Innovations & Methodology. Munich: MEA, Max Planck Institute for Social Law and Social Policy.

Malter, F., & Börsch-Supan, A. (Eds.) (2015). SHARE Wave 5: Innovations & Methodology. Munich: MEA, Max Planck Institute for Social Law and Social Policy.

Schröder, M. (Ed.) (2011). Retrospective data collection in the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe. SHARELIFE methodology. Mannheim: Mannheim Research Institute for the Economics of Aging (MEA).

SHARE (o.J.). SHARE Austria. http://www.share-austria.at/index.php?id=share. Abgerufen am 18.02.2017.

Steckbrief
Ziel: Datengenese über individuelle und gesellschaftliche Alterungsprozesse
Design: Länderübergreifende Panelstudie (bisher 6 Wellen in 21 Ländern; Periodizität: 2-jährlich)
Grundgesamtheit: Personen im Alter von 50 Jahren und mehr, deren gewöhnlicher Wohnsitz in einem der an der Umfrage teilnehmenden Länder liegt
Stichprobe: Länderspezifisches Samplingverfahren
Erhebungstechnik: Hauptsächlich persönliche Befragung mittels CAPI und zusätzlich (teilweise) PAPI
Erhebungszeitraum: Nahezu über das gesamte Erhebungsjahr (vor Welle 4 auch über ein Jahr hinweg je nach Land)
Webseite:
Themenschwerpunkte
Gesundheit Physische Gesundheit (Selbsteinschätzung, Gewicht, ADL, IADL), mentale Gesundheit (EURO-D), kognitive Fähigkeiten (Selbsteinschätzung, Testungen)
Gesundheitsverhalten und Gesundheitsvorsorge Rauch- und Trinkverhalten, Ernährung und physische Aktivität, Arztbesuche, Ausgaben für Gesundheit oder Aufenthalte in Spitälern
Erwerb und Pension Erwerbsstatus, Einkommen, Arbeitsqualität
Kinder Anzahl und demographische Indikatoren
Soziale Unterstützung Hilfe in der Pflege bzw. finanzielle Unterstützung
Wohnen Rechtsgrund für die Wohnungsbenützung, Anzahl der Wohnräume, Ausstattung
Einkommen, Konsum, Vermögen Einkommensquellen aller Haushaltsmitglieder, Ausgaben für Nahrung bzw. teilweise für Leistungen im Haushalt, Bank- und Aktienvermögen, etc.
Aktivitäten und Erwartungen Freiwilligenarbeit, Lebensqualität, zukünftige Erwartungen
Methodologie
Downloads
Zugang zu den Datensätzen


Bedarf der Registrierung auf share-project. Zugang ist kostenlos und erfolgt relativ rasch.   

Ausgewählte empirische Analysen auf Basis des Surveys
Deindl, C., & Brandt, M. (2011). Financial support and practical help between older parents and their middle-aged children in Europe. Ageing and Society, 31(04), 645–662. https://doi.org/10.1017/S0144686X10001212
Hajek, A., & König, H.-H. (2016). Longitudinal Predictors of Functional Impairment in Older Adults in Europe – Evidence from the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe. PLOS ONE, 11(1), e0146967. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0146967
Litwin, H., & Stoeckel, K. J. (2014). Confidant Network Types and Well-Being Among Older Europeans. The Gerontologist, 54(5), 762–772. https://doi.org/10.1093/geront/gnt056
Opree, S. J., & Kalmijn, M. (2012). Exploring causal effects of combining work and intergenerational support on depressive symptoms among middle-aged women. Ageing and Society, 32(01), 130–146. https://doi.org/10.1017/S0144686X11000171

V.2.1 - 2021