Scholarship of Teaching and Learning
Evaluierung von Lehrmethoden zur Förderung komplexen Denkens
In ihrem 2019 durchgeführten SoTL Projekt evaluierten Andreas Novy und Magdalena Prieler das „Inverted Classroom“ Konzept der Großveranstaltung „Zukunftsfähiges Wirtschaften I“. Die Ergebnisse der Studie wurden 2022 im Rahmen eines Beitrags in einem Sammelwerk veröffentlicht. Lesen Sie im folgenden Artikel, welche Aufschlüsse diese über das Lernen auf höheren kognitiven Ebenen geben.
Im Dezember 2022 erschien der Beitrag “Komplexität, Ambivalenz und Unsicherheit: Zukunftsfähiges Lehren und Lernen in Zeiten des Umbruchs” von Magdalena Prieler, Politische Referentin bei Arche Noah und ehemalige Forschungsassistentin am Institute for Multilevel Governance and Development, Richard Bärnthaler, Universitätsassistent am selbigen, und Andreas Novy, Leiter des Instituts. Die darin beschriebene Studie wurde 2019 mit Unterstützung der SoTL Förderung durchgeführt.
Das Ziel der Studie war es, das auf „Inverted Classroom“ basierende, seit dem Wintersemester 2018/19 neu konzipierte Lehrdesign der Lehrveranstaltung „Zukunftsfähiges Wirtschaften I“ zu evaluieren. Anstatt eines Frontalvortrags mit abschließender Multiple-Choice-Prüfung wurden Online-Vorbereitungsmodule mit Texten, Videos, Arbeitsaufträgen und Überprüfungsfragen erstellt, welche die Studierenden vor den Präsenzeinheiten im Selbststudium erarbeiteten. Im Präsenzsetting diskutierten sie in Kleingruppen sowie über ein Audience-Response-System (ARS). Zudem wurde die Beurteilungsform diversifiziert.
Im Rahmen der Studie untersuchten die Projektdurchführenden, inwieweit verschiedene Lehrmethoden das Denken auf komplexeren Ebenen fördern.
Zu diesem Zweck wurden zunächst die beurteilungsrelevanten Aufgaben (Gruppenübungen, schriftliche Hausübungen, Quiz, MC-Prüfung) anhand der Lernzieltaxonomie von Anderson und Krathwohl (2001) entsprechend der Komplexität der kognitiven Prozesse, die diese erfordern, gegliedert.
(Abb.1.: Anderson und Krathwohl (2001), eigene Darstellung)
Die Gruppenübungen im Kurs sowie die Hausübungen zielen vordergründig auf die Prozesse Verstehen und Analysieren ab, das Quiz zu 100 % auf Erinnern. Aufgrund des Einbauens von Fallbeispielen konnte die Multiple-Choice-Prüfung neben Erinnern auch auf das Verstehen und minimal auf den Prozess des Anwendens erweitert werden.
Mittels quantitativer Fragebogenerhebung (n=308) wurden die Studierenden zu ihren Lernergebnissen befragt. Durch die Befragung einer Fokusgruppe (n=5) wurden qualitative Daten dazu erhoben, in welchem Ausmaß die Fähigkeiten der unterschiedlichen kognitiven Prozesse im Rahmen der Überprüfungen in der Lehrveranstaltung geübt wurden.
In der anonymen Online-Befragung gaben mehr als zwei Drittel der Studierenden an, alle der sechs Prozesse zu beherrschen. Über 80% der befragten Studierenden gaben an, die kognitiven Prozesse Verstehen, Analysieren und Bewerten nach der Lehrveranstaltung zu beherrschen.
Die Ergebnisse der Fokusgruppe zeigten, dass die Gruppenübungen im Kurs als aktivierend wahrgenommen wurden. Das Quiz setzte den Anreiz, Vorbereitungsmodule selbstständig durchzuarbeiten.
Faktoren, welche die Übung komplexerer Prozesse hemmten, waren Zeitdruck, verfügbare Lösungen aus vorherigen Kursen sowie das Bewusstsein, dass einige der Abgaben nur stichprobenartig beurteilt wurden.
Die Analyse der Ergebnisse bestätigte, dass die Kombination verschiedener Beurteilungsformen förderlich ist, um unterschiedliche kognitive Prozesse zu üben und dass der Unterricht in dieser Lehrveranstaltung über die Vermittlung von Faktenwissen hinausgeht.
Die Evaluierung der Lehrmethoden in der Lehrveranstaltung „Zukunftsfähiges Wirtschaften I“ war von großer Relevanz, da der Kurs im CBK zahlreiche Studierende erreicht, die somit bereits früh im Studium gefordert sind, Denken auf unterschiedlichen kognitiven Ebenen zu üben. Diese Fähigkeiten sind essentiell für die Auseinandersetzung mit den Inhalten der Lehrveranstaltung, sowie für zukünftige Handlungsfähigkeit und den Umgang mit komplexen Problemen.