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Teaching & Learning Academy
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6.1 Leistungen beurteilen und Feedback geben

Feedback ist ein wesentlicher Teil von Lehr- und Lernprozessen und gehört mit zu den größten Einflussfaktoren für den Lernerfolg. Auch Leistungsbeurteilungen helfen Studierenden ihre Kenntnisse und Fähigkeiten einzuschätzen und dienen somit als Indikatoren über den Kompetenzerwerb. 
Die Verfassung von Beurteilungen ist ein verantwortungsvoller und nicht immer ganz einfach zu vollziehender Prozess. Im Folgenden werden daher Hilfestellungen für Feedback an Studierende gegeben sowie Möglichkeiten aufgezeigt, wie Sie an Beurteilungsprozesse herangehen können, damit diese möglichst fair und präzise erfolgen.

Feedback an Studierende geben

Studentisches Lernen wird durch Feedback vor allem dann unterstützt, wenn es unter bestimmten Bedingungen erfolgt. So sollte es z. B. in ein didaktisches Konzept integriert sein, in einer wertschätzenden Umgebung passieren, die Studierenden aktiv einbinden und zeitnah sein. 

Grundsätzlich gilt, dass nicht auf alle studentischen Leistungen Feedback nötig ist und für Sie auch aus Zeitgründen kaum möglich sein wird. Überlegen Sie sich deshalb bei der Planung der Lehrveranstaltung, auf welche (Teil-)Leistungen Sie summatives oder formatives Feedback geben wollen. Berücksichtigen Sie dabei Ihre LV-Ziele und den Studienfortschritt der Studierenden. Fragen Sie die Studierenden nach der Wirkung Ihres Feedbacks, um für sich zu lernen, was für die Studierenden hilfreich ist. 

Feedback sollte ein integraler Bestandteil Ihrer Lehre sein. Kommunizieren Sie dies auch an die Studierenden! Diese fühlen sich besser betreut, wenn sie wissen, wann, wo und wie Sie Feedback erhalten bzw. sich Feedback einholen können. 

  • Entscheiden Sie sich für summatives oder formatives Feedback: Je nachdem was Sie mit einem Feedback beabsichtigen, sollten Sie sich für ein summatives oder ein formatives Feedback entscheiden. Möchten Sie den Lernfortschritt fördern und den Studierenden Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigen, die Sie im Rahmen der Lehrveranstaltung umsetzen können, handelt es sich um formatives Feedback. Hierfür wird während des Arbeitsprozesses Feedback gegeben, bspw. auf die Rohfassung einer Seminararbeit oder auf den Zwischenstand einer Gruppenarbeit. Damit der Lerneffekt höher ist, kann die Möglichkeit angeboten werden, das Feedback vor der Beurteilung einzuarbeiten. Bei einem summativen Feedback dagegen wird das Endergebnis einer Leistung bewertet (z. B. ein Midterm Exam oder ein Abschlussprojekt). Hierbei sollte darauf geachtet werden, dass die Studierenden das Feedback auch für zukünftige Aufgaben umsetzen können, damit ein Lerneffekt gegeben ist. 
  • Schaffen Sie ein positives Klima mit Feedback als integralen Bestandteil Ihrer Lehrveranstaltung: Feedback sollte in das Konzept einer Lehrveranstaltung von vorneherein gebettet werden und Studierende sollten über die Möglichkeiten und Zeitpunkte sowie den Sinn des jeweiligen Feedbacks informiert werden. Schaffen Sie als Lehrende*r eine Atmosphäre, in der positive aber auch kritische Rückmeldungen gewünscht werden und Fehler als Möglichkeit zur Weiterentwicklung gesehen werden. Wichtig dabei ist ein wertschätzendes und vertrauensvolles Klima zwischen Ihnen als Lehrenden und den Studierenden.
  • Kommunizieren Sie im Vorhinein anhand welcher Kriterien und mit welchem Ziel Feedback erfolgen wird (Feed Forward): Überlegen Sie sich bei der Ausarbeitung Ihres LV-Konzepts gezielt, was der Sinn des jeweiligen Feedbacks ist und wie das Feedback in weiterer Folge genutzt werden kann. Kommunizieren Sie im Vorhinein an die Studierenden, was von ihnen erwartet wird und worauf sie weshalb Feedback erhalten.
  • Gestalten Sie Feedbackprozesse interaktiv: Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass ein erhaltenes Feedback von den Studierenden im weiteren Lernprozess eingebunden wird, sollten Studierende aus ihrer passiven Rolle geholt und aktiv in den Feedbackprozess eingebunden werden. Hierzu können Sie z. B. zu Beginn der Lehrveranstaltung fragen, welche Art von Feedback sich Studierende wünschen und was sie von diesem erwarten. Auch kann Studierenden selber die Wahl überlassen werden, worauf sie Feedback erhalten möchten. 
  • Orientieren Sie Feedback an den Learning Outcomes: Kommunizieren Sie die Learning Outcomes Ihrer Lehrveranstaltung zu Beginn an die Studierenden und beziehen Sie in weiterer Folge Ihr Feedback auf die genannten Anforderungen. So erhalten Studierende einen Überblick, welche Aspekte relevant sind und Ihr Feedback wird transparenter.
  • Geben Sie zeitnah Feedback: Versuchen Sie Feedback so zeitnah wie möglich zu geben. Erstens sollten Studierende die Möglichkeit haben, Ihr Feedback in ihren weiteren Lernprozess einzubauen, und zweitens läuft sehr zeitversetztes Feedback Gefahr irrelevant für die Studierenden zu sein und ignoriert zu werden.
  • Trennen Sie Feedback und Noten: Studierende wollen verstehen, warum sie eine bestimmte Note erhalten haben. Daher ist es für Studierende wichtig, zusätzlich zu einer Note, ein Feedback auf ihre Leistungen zu erhalten. Gleichzeitig tendieren Studierende dazu, Feedback zu ignorieren, sobald sie eine Note erhalten haben. Daher ist es ratsam, Feedback und Note zeitversetzt zu vergeben.
  • Geben Sie die Möglichkeit zur Selbsteinschätzung: Geben Sie Studierenden zuerst die Möglichkeit, ihre Leistungen selbst einzuschätzen. Dies kann dabei helfen, die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass Ihr Feedback auch angenommen wird. 
  • Beenden Sie Ihr Feedback mit etwas positivem und geben Sie Hilfestellungen: Das Ende Ihres Feedback sollte tendenziell positiv sein. Zeigen Sie zudem nächste Schritte auf. Fordern Sie die Studierenden z. B. auf, sich nach Erhalt des Feedbacks zu überlegen, was sie konkret umsetzen möchten und was ihre nächsten Schritte hierfür sind.

Wie Feedback formuliert wird hat einen großen Einfluss darauf, ob es angenommen und umgesetzt wird. Wenn Sie die folgenden Punkte berücksichtigen, ist Feedback für Studierende leichter anzunehmen:

  • Beschreibend: Feedback sollte deskriptiv sein und möglichst wertschätzend formuliert sein. Formulieren Sie Ihr Feedback als Ich-Botschaft und beziehen Sie es nicht auf den*die Studierende*n als Person.
    Beispiel: "Mir ist aufgefallen, dass Sie Ihr Referat sehr lebendig gestaltet haben und die anschließende Diskussion durch interessante Beiträge angeregt haben."
  • Zukunftsorientiert: Versuchen Sie bei negativem Feedback Lösungsmöglichkeiten und Hinweise zu geben, die die Studierenden direkt anwenden können. Legen Sie zudem den Fokus auf Verhalten und Muster, die von Seiten der Studierenden veränderbar sind. Auch sollte sich Feedback auf übertragbare Fähigkeiten konzentrieren, damit die Studierenden längerfristig ihr Können erweitern.
    Beispiel: "In Ihrer Seminararbeit hatte ich das Gefühl, dass Sie öfter den roten Faden verloren haben und es war daher schwierig, den Inhalten zu folgen. Versuchen sie gezielt die Zusammenhänge der Themenbereiche zu beschreiben. Zusammenfassungen am Ende jedes Themenbereiches können dabei helfen."
  • Direkt und verständlich: Formulieren Sie Ihr Feedback in einfachen und klaren Worten. Ziehen Sie in Betracht, dass manche Studierende Hinweise in Fachsprache (noch) nicht verstehen.
    Beispiel: "Mir ist aufgefallen, dass in Ihrer Seminararbeit oft Übergänge fehlen. Das hat zur Folge, dass der Text nicht flüssig wirkt und der*die Leser*in den Gedankengängen nicht folgen kann."
  • Ausgewählt und spezifisch: Nennen Sie konkrete Einzelaspekte. Was genau finden Sie gut/schlecht? In manchen Kontexten kann es sinnvoll sein, sich auf zuvor definierte Lernziele zu beziehen. Hierdurch kann man auch vermeiden, dass Feedback sich auf die Person statt auf die Inhalte bezieht.
    Beispiel: "In Ihrem Referat haben sie durchdachte Argumente vorgetragen, aber bei diesen beiden Argumenten, ..., haben Sie keine Beispiele gebracht, um diese Argumente zu festigen."
  • Ausgewogen: Positives Feedback ist wichtig – bleiben Sie allerdings konkret und nehmen Sie Abstand von allgemeinen Aussagen. Auch sollte es vermieden werden, Feedback in Form eines Sandwiches, bei dem eine negative von zwei positiven Rückmeldungen eingerahmt wird, zu formulieren, da dies oft zu inhaltsfreien positiven Botschaften führt und negative Aspekte entwertet werden.
    Beispiel: "Besonders gut gefällt mir an Ihrer Seminararbeit, dass Sie eine äußerst gründliche Literaturrecherche durchgeführt haben", statt ein allgemeines "Gut gemacht".

Feedback auf unterschiedliche Formate

Je nachdem welches Format die Leistung von Studierenden hat  - z. B. Seminararbeiten, eine schriftliche Prüfung oder ein Gruppenreferat - gilt es unterschiedliche Aspekte beim Feedback zu beachten. Finden Sie im Folgenden Tipps und Anregungen zur Feedbackgestaltung bei unterschiedlichen Leistungsformaten.

Feedback auf schriftliche Arbeiten kann für Studierende eine große Hilfestellung bei der Entwicklung von fachlicher und sprachlicher Kompetenz sein. Insbesondere Feedback im Laufe des Schreibprozesses gibt Studierenden die Möglichkeit, an ihren Fähigkeiten konkret zu arbeiten, und Feedback sofort umzusetzen. Allerdings kann dies für Sie als Lehrende*n angesichts eines erhöhten Arbeitsaufwandes eine Herausforderung sein. In welcher Phase (z. B. Themenfindung, Literaturauswertung, Erstellung einer Rohfassung/Endfassung) Sie Studierenden Feedback anbieten, hängt davon ab, um welche Art von schriftlicher Arbeit es sich handelt, wie viel Erfahrung die Studierenden mitbringen und was realisierbar ist. 

Worauf geben Sie Feedback? 

Abhängig vom Lernziel und Art der schriftlichen Arbeit sollten Sie Ihr Feedback anpassen. Handelt es sich z. B. um die Arbeit eines*r Erstsemestrigen, in der es um die Festigung eines wissenschaftlichen Schreibstils geht, oder die Verfassung eines Exzerpts, in dem der Inhalt im Vordergrund steht? Die Erstellung von MusterlösungenRubrics und/oder Beurteilungskriterien kann helfen, zu formulieren, was die genauen Anforderungen sind. 

Folgende Fragen können für Sie eine Hilfestellung sein, um ressourcenschonend und strukturiert einen Text zu bewerten:

  1. Lässt sich an dem Text erkennen, dass der*die Studierende das Lernziele erreicht/nicht erreicht hat?
  2. Wie ist die Qualität der Ideen und Argumente der*des Studierenden?
  3. Ist der Text inhaltlich und fachlich korrekt?
  4. Ist der Text logisch aufgebaut und strukturiert?
  5. Wie ist der Text sprachlich? Ist er frei von Grammatik-, Zeichensetzung- und Rechtschreibfehlern?
  6. Ist die Zitierweise und die Quellenangabe korrekt?
  7. Wie ist der Schreibstil des Texts? 

Tauchen in mehreren Texten die gleichen Fehler auf, ist es zeitschonender, diese in der Lehrveranstaltung oder mit der betroffenen Gruppe direkt anzusprechen, bzw. bereits bei der Aufgabenstellung darauf hinzuweisen.

Tipps zur Korrektur einer schriftlichen Arbeit finden Sie hier.

Studierende richten ihr Lernen häufig nach schriftlichen Prüfungen aus. Differenziertes Feedback kann Studierenden helfen, die Beurteilung ihrer Leistung besser zu verstehen und dadurch ihr zukünftiges Lernen zu verbessern. Gerade das Erhalten einer schlechten Note ohne weitere Informationen stellt keine Hilfestellung für künftiges Lernen dar.
Feedback bei schriftlichen Prüfungen erfolgt meistens im Rahmen einer Prüfungseinsicht. Für die Prüfungseinsicht kann es hilfreich sein, mit den Studierenden Musterlösungen und Beurteilungskriterien durchzusprechen. Dies hilft den Studierenden, die eigene Leistung besser einzuschätzen und kann zu  einer transparenten Prüfungsbeurteilung beitragen. Für Sie als Lehrende*r kann es daher sinnvoll sein, sich bereits im Voraus Musterlösungen oder Rubrics anzulegen. Auch helfen Musterlösungen beim Umgang mit Einsprüchen von Studierenden.

Neben der Prüfungseinsicht besteht die Möglichkeit, den Studierenden ein generisches Feedback zu übermitteln, z. B. in Form einer Veröffentlichung der "typischen" oder "häufigsten" Fehler inkl. einer Musterlösung.

WU-HINWEIS: Bei schriftlichen Prüfungen erfolgt ein Feedback normalerweise über die Prüfungseinsicht. Jede*r Studierende hat das Recht sechs Monate ab Bekanntgabe der Beurteilung Einsicht in die Beurteilungsunterlagen (inkl. Prüfungsfragen) und Prüfungsprotokolle zu nehmen. Studierende sind auch dazu berechtigt, eine Kopie der Unterlagen zu erstellen. Eine Ausnahme sind Multiple-Choice Fragen inklusive der Antwortmöglichkeiten – diese dürfen nicht kopiert werden.

Nach einer mündlichen Prüfung erfolgt meist die direkte Bekanntgabe der Note. Dabei ist es zeitsparend und dialogfördernd ein sofortiges Feedback voranzustellen. Studierende können Rückfragen stellen und der*die Feedbackgeber*in kann situativ auf die Aufnahmebereitschaft des*der Studierenden reagieren. Diese Aspekte können Ihnen bei einer mündlichen Prüfung behilflich sein:

  • Musterlösung: Auch bei einer mündlichen Prüfung kann es hilfreich sein, schon vorab MusterlösungenRubrics und/oder Beurteilungskriterien zu erstellen, anhand derer die Prüfung bewertet und Feedback gegeben werden kann. 
  • Angenehme Atmosphäre: Begegnen Sie dem*der Studierenden im Feedbackprozess auf Augenhöhe und schaffen Sie eine möglichst angstfreie Atmosphäre, damit Ihr Feedback auch aufgenommen wird. 
  • Formulierung: Beziehen Sie sich bei Ihrem Feedback auf konkrete Aussagen des*der Studierenden, formulieren Sie es in möglichst einfachen und klaren Worten und beziehen Sie Ihr Feedback auf die Prüfungsleistung und nicht auf die Person (vgl. Beurteilungsfehler bei mündlichen Prüfungen). 
  • Gesamtüberblick: Schließen Sie mit einem zusammenfassenden Feedback ab, indem Sie dem*der Studierenden einen Überblick über seine*ihre Stärken und Schwächen in Bezug auf die Prüfungsleistung geben. Dies ist für die Studierenden besonders wichtig, damit das Feedback einen formativen Charakter erhält. 

WU-HINWEIS: Weitere Informationen zu den Beurteilungsfristen der WU finden Sie hier.

Feedback auf eine Gruppenarbeit kann formativ oder summativ erfolgen. Bei ersterem wird mindestens einmal während der Vorbereitung und Ausarbeitung der Gruppenarbeit Feedback gegeben, bei letzterem wird abschließend die Arbeit bewertet. Wichtig bei beidem ist es, die Beurteilungskriterien bei der Aufgabenstellung klar zu kommunizieren. Folgende Punkte können Ihnen als Anregung zur Feedbackgestaltung dienen:

  • Fokus: Überlegen Sie sich, auf welche Aspekte einer Gruppenarbeit oder Präsentation Sie Feedback geben möchten.
  • Wie möchten Sie Feedback geben? 
    - Direkt anschließend an ein Gruppenreferat: dies ist zeitsparend und kann allen anwesenden Studierenden als Orientierungshilfe dienen.
    - Am Ende der LV-Einheit mit der jeweiligen Gruppe: Dies bietet sich v. a. bei besonders kritischem Feedback an. 
    - Schriftlich: z. B. via Email oder mithilfe eines Beurteilungsbogens.
  • Peer-Feedback zwischen Gruppen: Binden Sie auch die anderen Studierenden der Lehrveranstaltung in den Feedbackprozess ein (vgl. Peer-Assessment).
  • Peer-Feedback in der Gruppe: Regen Sie die Studierenden an, sich innerhalb ihrer Gruppe Feedback auf ihre aufgeteilten Aufgaben zu geben.

Bezugsnormen und Beurteilungsmethoden

Bezugsnormen (Maßstab anhand dessen eine Leistung beurteilt wird) und Beurteilungsmethoden (Beurteilungskriterien, Rubrics und Musterlösungen) helfen, Beurteilungsprozesse möglichst objektiv und fair zu gestalten. Sie finden hier daher eine kurze Erläuterung des jeweiligen Ansatzes, dessen Vor- und Nachteile sowie Beispiele und Hinweise zur Umsetzung.

Die Bezugsnorm beschreibt den Maßstab, anhand dessen eine Leistung beurteilt wird. Dabei werden drei Arten der Bezugsnorm unterschieden: 

Individuelle Bezugsnorm

Die individuelle Bezugsnorm (auch ipsative  oder personenbezogene Bezugsnorm genannt) findet ihre Anwendung, wenn eine Studierendenleistung im Vergleich zu einer früheren Leistung des/der selben Studierenden beurteilt wird. Die Leistung wird daher am persönlichen Leistungsstand gemessen und ermöglicht die Förderung jede/s/r einzelnen Studierenden ohne seine/ihre Leistung mit anderen Studierenden zu vergleichen.

Beispiel: Ein/e Studierende/r hält zwei Präsentationen mit zeitlichem Abstand und es werden die Präsentationsskills bewertet (die Leistungen beider Präsentationen werden miteinander verglichen).

Vorteile

  • Lernerzentrierte Herangehensweise an Beurteilungen
  • Die individuellen Lernzuwächse werden beurteilt und es kann eine individuelle Förderung erfolgen
  • Feedback kann seinen Nutzen voll entfalten, weil die individuelle Kompetenzentwicklung Schritt für Schritt verfolgt wird
  • Besonders für schwächere Studierende kann ein ipsativer Vergleich motivierend sein

Nachteile

  • Unfairness-Empfinden von stärkeren Studierenden, deren Leistungssprünge wahrscheinlich nicht so groß sein können wie bei schwächeren Studierenden, und die daher weniger große Chancen auf sehr gute Noten haben
  • Für Lehrende zeitaufwändig
  • Keine gängige Praxis im Universitätssystem; am ehesten realisiert in Portfolio-Ansätzen
Soziale Bezugsnorm

Die soziale Bezugsnorm setzt eine Studierendenleistung zu anderen Studierendenleistungen in Beziehung. Die Leistungen einer Lerngruppe werden daher verglichen. Die Anwendung der sozialen Bezugsnorm resultiert im "Grading on a Curve".

Beispiel: Eine Studierendengruppe hält eine gemeinsame Präsentation. Sie bewerten jeden Präsentationsabschnitt einzeln und im Vergleich zur Leistung der anderen Studierenden.

Vorteile 

  • Das Anwenden der sozialen Bezugsnorm erlaubt es, die Leistungen von Studierenden untereinander zu vergleichen
  • Die soziale Bezugsnorm gibt keine Leistungsniveaus vor. Beurteilungen bewegen sich ausschließlich innerhalb dessen, was eine Gruppe von Studierenden tatsächlich leisten konnte

Nachteile

  • Beurteilungen nach der sozialen Bezugsnorm zeigen auf, wo Leistungen Studierender sich im Vergleich zu ihren Peers befinden und nicht, wo sie sich im Verhältnis zu spezifischen Lernzielen (z. B. einer Lehrveranstaltung) befinden
  • Die Beurteilung von Studierenden wird in Abhängigkeit der auftretenden Leistungen in der Gesamtgruppe festgelegt. Die Note eines/einer Studierenden hängt also von den Leistungen der Studienkolleg/inn/en ab
  • Gruppen, die ein unterschiedliches Leistungslevel aufweisen, erreichen bei Anwendung dieser Bezugsnorm die gleiche Notenverteilung. Es kann also passieren, dass schwächere Leistungen mit denselben Noten versehen werden wie stärkere Leistungen in einer anderen Vergleichsgruppe, in der das Gesamtniveau höher ist
  • Bei der Erteilung eines Arbeitsauftrages können den Studierenden keine objektiven Beurteilungskriterien mitgeteilt werden
  • Ergibt sich eine Gesamtbeurteilung aus mehreren Teilleistungen innerhalb einer Lehrveranstaltung, können Studierende eine Beurteilung der Teilleistungen erst am Ende der Lehrveranstaltung erhalten
  • Leistungsbeurteilungen, die mit der sozialen Bezugsnormen operieren, können keine Aussage darüber treffen, ob sich ein/e Studierende/r im Vergleich zu Vorleistungen verbessert/verschlechtert hat
Kriteriale Bezugsnorm

Bei der kriterialen Bezugsnorm werden Studierendenleistungen anhand festgelegter Beurteilungskriterien bewertet.

Beispiel: Der Lehrende bewertet die Präsentationsskills der Studierenden einzeln und nach einer vorbereiteten Rubric.

Vorteile

  • Die Beurteilungskriterien werden im Normalfall bei der Erstellung des Assessments entwickelt und können Studierenden daher bei der Erteilung des Arbeitsauftrages mitgeteilt werden
  • Leistungen werden unabhängig voneinander beurteilt. Es haben weder die Vorleistungen eines/einer Studierenden noch die Leistungen anderer Einfluss auf die Note eines/einer Studierenden
  • Studierende können eine Beurteilung im Sinne einer Note direkt nach der Korrektur der Leistung bekommen und erhalten Aufschluss darüber, ob und wie viele Beurteilungskriterien sie erfüllt haben

Nachteile

  • Leistungsbeurteilungen, die mit kriterialen Bezugsnormen operieren, können keine Aussage darüber treffen, ob sich ein/e Studierende/r im Vergleich zu Vorleistungen verbessert/ verschlechtert hat
  • Mit der Festlegung von Beurteilungskriterien legen Sie als Lehrende/r die Messlatte für Studierende an. Legen Sie Kriterien an, die zu leicht oder zu schwierig für die Gruppe sind, kann dies dazu führen, dass die Noten, die Leistungsüberprüfungen hervorbringen, ausschließlich sehr gut oder ausschließlich sehr schlecht ausfallen
TIPP Das Mischen unterschiedlicher Bezugsnormen bei verschiedenen Leistungsbeurteilungen innerhalb eines größeren Kontextes (einer Lehrveranstaltung, eines Studienzweigs etc.) führt dazu, dass die vergebenen Noten für einzelne Beurteilungen nicht verglichen werden können, da sie jeweils unterschiedliche Aussagen über eine Leistung treffen. Eine Mischung von Bezugsnormen ist daher nicht ratsam und bedeutet für Studierende zumindest, dass die Einordnung der eigenen Leistung im Vergleich zu anderen Leistungen nicht 1:1 möglich ist.

Weiterführendes

Die Bedeutung der Bezugsnormen (externer Link)

Svinivki, M./McKeachie, W.J., McKeachie's Teaching Tips: Strategies, Research, and Theory for College and University Teachers, Thirteenth Edition, Belmont, CA: Wadsworth, 2011

Was?

Beurteilungskriterien sind operationalisierte Kategorien von Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bei einer Leistungsbeurteilung demonstriert werden sollen. In der Beurteilung werden Leistungen anhand von Kriterien überprüft und reflektiert. Diese Kriterien sollten bereits vor einer Leistungsüberprüfung erstellt werden, um die Bewertungsmaßstäbe klar festzulegen. 

Kriterien für eine Leistungsbeurteilung sollten immer im Zusammenhang mit den Learning Outcomes Ihrer Lehrveranstaltung stehen. Zusätzlich können auch generalistischere Beurteilungskriterien eine Rolle spielen, z. B. jene, die sich auf die Learning Outcomes des gesamten Studiums beziehen.

Warum?
  • Vor einer Leistungsüberprüfung erstellte Beurteilungskriterien sind ein guter Weg, Studierenden deutlich zu machen, was sie im Rahmen einer Lehrveranstaltung lernen können
  • Sie unterstützen außerdem eine faire Beurteilungspraxis
  • Bei mehreren Lehrveranstaltungen mit gleichen Inhalten und Learning Goals (innerhalb eines Planpunktes), die aber von unterschiedlichen Lehrenden unterrichtet werden, dienen Beurteilungskriterien dazu, die Erwartungen unter den Lehrenden zu klären und ähnliche Beurteilungskriterien zu formulieren bzw. ähnliche Anforderungen zu haben (faire Beurteilungspraxis)
  • Die Offenlegung von Kriterien erleichtert die Betreuung und die Beurteilung und spart zudem Zeit
Wie?

Die folgenden Vorschläge dienen als Anregung, sich mit Beurteilungskriterien schon vorab auseinanderzusetzen:

  • Legen Sie Beurteilungskriterien schon im Vorfeld fest, idealerweise gleichzeitig mit der Erstellung eines Assignments 
    Beispiel: bei einer Prüfung bspw. im Rahmen der Erstellung von Musterlösungen
  • Bei geschlossenen Aufgaben und Kurzantwort-Aufgaben können Sie die Beurteilungskriterien meist schnell festlegen 
    Beispiel: Bei einer Prüfung z. B. das Kriterium angekreuzt/nicht angekreuzt oder für jeden richtig zugeordneten Begriff wird ein Punkt vergeben. 
  • Legen Sie bei komplexeren offenen Aufgaben mehrere voneinander unterscheidbare Kriterien fest, anhand derer Sie die Antwort beurteilen (analytische Beurteilung). 
    Beispiel: Eine offene Aufgabe oder Seminararbeit, die von Studierenden einen differenzierten Vergleich zweier Unternehmensmodelle verlangt, kann beurteilt werden hinsichtlich: Grad der Problemerfassung, Fähigkeit Zusammenhänge aufzuzeigen, Ausmaß an Lösungsorientiertheit 
  • Es ist auch möglich Kriterien mittels Rubrics festzulegen und aufzuschlüsseln

Um Beurteilungskriterien für eine Leistungsbeurteilung zu formulieren, gehen Sie folgendermaßen vor:

  • Learning Outcomes der LV heranziehen: Gehen Sie von den Learning Outcomes Ihrer Lehrveranstaltung aus, die in Ihrer gewählten Assessmentmethode auch überprüft werden können.
    Check:  Ist die Assignmentvariante eine geeignete Form, um die Learning Outcomes meiner LV zu überprüfen? Wenn ja, welche?
  • Beurteilungskriterien für das Assignment ableiten: Operationalisieren Sie alle auf die gewählte Assessmentmethode anwendbaren Learning Outcomes Ihrer Lehrveranstaltung, die Sie in dieser Leistungsbeurteilung bewerten wollen: 
    Check: Kann ich anhand der gewählten Kriterien beurteilen, ob Studierende bestimmte Learning Outcomes erreicht haben?

1. Beispiel:

2. Beispiel:

3. Beispiel:

TIPP

Eine Möglichkeit Beurteilungskriterien anzuwenden besteht darin, sogenannte Rubrics zu formulieren: Rubrics kombinieren Beurteilungskriterien mit Abstufungen der Erreichung dieser Kriterien. Nähere Informationen über die Erstellung und Anwendung von Rubrics finden Sie hier.
Um Kriterien offenzulegen, können Sie vielfältige und unterschiedliche Settings und Materialien nutzen: Von Sprechstundengesprächen und Seminarsitzungen über Leitfäden, "Fahrpläne" und Style Sheets bis hin zu Handouts und Kriterienkatalogen. 

Nähere Informationen über das "Formulieren von Learning Outcomes" finden Sie hier.

Weiterführendes

Präsentationen bewerten (Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung an Schulen, Baden-Württemberg)

Beurteilungskriterien festlegen (Hochschuldidaktik der Ruhr-Universität Bochum)

Was?

Rubrics sind eine Möglichkeit Beurteilungskriterien zu formulieren und zu strukturieren. Konkret sind Rubrics daher Schemata, anhand derer eine Leistung (z. B. eine Abschlussarbeit, eine Präsentation) beurteilt werden kann. Dazu werden im Vorfeld Kriterien definiert, die für das Erreichen der definierten Ziele notwendig sind. Eine Rubric umfasst daher spezifische Erwartungen Ihrerseits hinsichtlich einer Leistung oder Aufgabe. Dabei werden alle Kriterien einer Aufgabe einzeln und detailliert beschrieben. Eine Rubric steht außerdem in Zusammenhang mit den Learning Outcomes und hilft daher sicherzustellen, dass die Beurteilung der Leistung auch mit den vorher formulierten Learning Outcomes in Zusammenhang steht.

Insgesamt betrachtet stellen Rubrics eine Orientierungshilfe für Sie als Beurteiler/in dar, wobei bereits im Vorfeld entschieden wird, welche Kriterien einer Leistung für die Beurteilung herangezogen werden. 

Wie?

In der Praxis werden oftmals allgemein gehaltene Rubrics, die zur Methode der Leistungsüberprüfung, zu dem Fach und dem Kontext passen, herangezogen und für den eigenen Zweck adaptiert.

Rubrics bestehen aus drei Elementen:

  1. Kriterien, anhand derer das Erreichen der definierten Ziele beurteilt werden kann (Bsp. siehe Abb. 4: Kriterium für eine Seminararbeit: Formales & Sprache)
  2. Unterschiedliche Niveaus, die die Studierenden erreichen können (Bsp. siehe Abb.4: Skala bei der 0-4 Punkte erreicht werden können)
  3. Eine Beschreibung für jedes Niveau, anhand dessen die studentische Leistung beurteilt werden kann (Bsp. siehe Abb. 4: Ausformulierung jeder Niveaustufe: Was muss in Bezug auf den Gesamtaufbau in der Seminararbeit vorhanden sein um 4, 3, 2, 1 oder 0 Punkte zu erhalten?)


Abb. 4: Ausschnitt einer Beispiel-Rubric für Seminararbeiten

(die Word-Vorlage zur vollständigen Beispiel-Rubric finden Sie hier)

Wie erstelle ich eine Rubric? 

1. Schritt: Identifizieren Sie die Beurteilungsdimensionen unter Berücksichtigung der Learning Outcomes, die Sie für die Lehrveranstaltung/Aufgabe/Planpunkt festgelegt haben. Legen Sie fest, welche Kriterien die jeweilige Dimension beschreiben. 

2. Schritt: Legen Sie die Beurteilungsskala fest: Beschreiben Sie die Niveaustufen und definieren Sie die Anzahl der Abstufungen in der Skala. Beispiel für eine vierstufige Skala: "übertrifft die Erwartungen", "trifft die Erwartungen", "trifft die Erwartungen teilweise“ oder "unter den Erwartungen liegend“.

3. Schritt: Beschreiben Sie nun für jedes Kriterium, wie die Leistung in jeder Niveaustufe auszusehen hat. Beschreiben Sie dabei detailliert, was der/die Studierende erfüllen muss, um auf dieser Niveaustufe eingestuft zu werden. In der Ausformulierung jeder Stufe kann die Bloom'sche Taxonomie (vgl. Learning Outcomes) hilfreich sein.

1. Beispiel

Abb. 5: Rubric einer vierstufigen Skala

2. Beispiel

Abb. 6: Ausschnitt Assessment Criteria for Bachelor's Theses, University of Oulu

TIPP Unter "Weiterführendes" finden Sie einige Bsp.-Sammlungen von Rubrics
Vorteile
  • Qualitätsverbesserung durch strukturiertes Feedback: Sie können in der Rubric die Beurteilungsstufe oder Punktzahl kennzeichnen, so dass Studierende die generelle Einschätzung ihrer Leistung zu den jeweiligen Kriterien ablesen können
  • Klare Beurteilungskriterien: Sie können sich bei der Adaption oder Erstellung einer Rubric Ihrer Kriterien für die Beurteilung der studentischen Leistung bewusst werden
  • Reduzierte Subjektivität: Sie können sich bei Arbeiten ihrer Studierenden an den gleichen Kriterien orientieren; auch Zweitkorrigierende können danach vorgehen
  • Transparente Anforderungen: Studierende kennen Ihre Anforderungen von Beginn an und sind dadurch motivierter, sie zu erfüllen
  • Präzises Feedback: Studierende erhalten auf einen Blick eine klare Einschätzung zu den Stärken und Schwächen ihrer Leistung
  • Verwendbar für Self-Assessment und Peer-Assessment: Studierende können anhand der Rubric ihre eigene Arbeit bereits im Vorfeld einschätzen oder von Peers eine Einschätzung anhand der Rubric erhalten
  • Verwendbar für unterschiedliche Methoden der Leistungsüberprüfung: Sie können Rubrics für Seminararbeiten, Essays, Posterpräsentationen, Einzel- und Gruppenpräsentationen, Gruppenarbeiten und anderes verwenden
Nachteile
  • Gesamtleistung vs. Teilleistung: Wenn Sie für die einzelnen Beurteilungsdimensionen Punkte vergeben, kann es vorkommen, dass die Beurteilung der einzelnen Dimensionen in Summe schlechter ausfällt als es die Gesamtleistung tatsächlich ist
  • Ausschließliche Betrachtung von Kriterien die in der Rubric dargelegt sind: Wie bei allen schematischen Darstellungen besteht die Gefahr, dass nur die Anforderungen bzw. Kriterien betrachtet werden, die auch in der Rubric angeführt sind. Dies erschwert es, Aspekte in der Beurteilung zu berücksichtigen, die nicht darin vorkommen
  • Fehlen konkreter Hinweise für die Studierenden: Anhand einer Rubric erhalten die Studierenden zwar eine allgemeine Einschätzung zu den Stärken und Schwächen ihrer Arbeit. Daraus allein wird jedoch noch nicht ersichtlich, was beispielhaft besonders gut oder verbesserungswürdig war. Durch den Einsatz anderer Feedbackmethoden können Sie Studierenden konkretere Anhaltspunkte liefern, die für künftige Arbeiten berücksichtigt werden können
  • Hoher Zeitaufwand bei Neuerstellung: Die eigenständige Erstellung von Rubrics ist mit einem gewissen Zeitaufwand verbunden. Alternativ können Sie bestehende Rubrics verwenden und für Ihre Zwecke adaptieren
TIPP
  • Überlegen Sie sich auch die Gesamtleistung als Dimension zu beurteilen: "Gesamtleistung" oder "overall feedback" oder "Gesamtkoherenz"
  • Nutzen Sie die Onlineplattform IRubrics zur Erstellung Ihrer eigenen Rubric

Umfangreiche Sammlungen von Rubrics als Anregung oder zum Adaptieren finden Sie hier:

1. Beispielrubric für Seminararbeiten " Beispiel Rubric für Seminararbeiten"

2. Beispielrubric für Studierende zur Selbsteinschätzung einer Seminararbeit: Rubric zur Selbsteinschätzung Seminararbeit

3. Sammlung der University of Wisconsin STOUT

4. Sammlung der University of New South Wales

5. Sammlung der University of Hawai

6. Sammlung der University of Baltimore

Was? Musterlösungen sind hilfreich, um bereits im Vorfeld festzuhalten, wie eine richtige Antwort auf eine offene Frage idealerweise aussieht. Halten Sie in einer Musterlösung alle von Ihnen verlangten Begriffe, Aspekte, Rechenlösungen etc. fest, um eine Basis für die spätere Beurteilung zu haben.
Wie?
  1. Skizzieren Sie alle in den Aufgaben verlangten Elemente, Begriffe, Rechenwege etc.
  2. Führen Sie an, wie die Aufgabe insgesamt bzw. Teilaufgaben bei der Beurteilung gewichtet werden.
  3. Erstellen Sie die Musterlösung erst einige Tage nach Fertigstellung der Prüfungsaufgabe. Durch die zeitliche Distanz werden Ihnen Ungereimtheiten in der Angabe bzw. Aufgabenstellung eher auffallen.
Vorteile
  • Korrekturlesen bzw. -rechnen: Eventuelle Ungereimtheiten und Konstruktionsmängel bzw. Schwierigkeiten fallen Ihnen beim Lösen der Aufgaben auf und können rechtzeitig behoben werden (z. B. unrealistische Zahlen, unzureichende Angaben, zu lange Bearbeitungszeit).
  • Musterlösungen geben Richtlinien für verschiedene Korrigierende vor: Indem Sie genaue Angaben über den erwarteten Inhalt und die Art und Weise der Bewertung festhalten, schaffen Sie die Basis dafür, dass alle korrigierenden Personen nach denselben Richtlinien vorgehen können.
  • Studierende korrigieren die Aufgaben: Musterlösungen können als Grundlage für Peer-Assessment oder Self-Assessment genutzt werden (siehe unten).
  • Arbeitsunterlage für Prüfungseinsichten: Bei der späteren Prüfungseinsicht können Sie die Musterlösung als Argumentationshilfe heranziehen, um Studierenden die Lösungsschritte und Zielvorstellungen transparent zu machen.

Checkliste

Beim Korrigieren von schriftlichen Prüfungen besteht immer die Gefahr der mangelnden Objektivität und Vergleichbarkeit der Beurteilungen. Die hier angeführten Empfehlungen sollen Sie dabei unterstützen, Antworten von Studierenden so fair wie möglich zu beurteilen und die Gründe für Ihre Beurteilung transparent zu machen. Zudem können Sie die Punkte auch als praktische Anregungen sehen, die das Korrigieren erleichtern.

Beurteilungsfehler: Fallstricke aus der Praxis

Eine Liste von möglichen Beurteilungsfehlern, die sich einschleichen können und Anregungen um diesen entgegenzuwirken, finden Sie in Abb. 1 bis 3 und in den Tipps darunter.

Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3

Tipps um Beurteilungsfehlern entgegenzuwirken:

  • Einige Prüfungen je Prüfungsaufgabe vorab durchlesen – erst dann korrigieren
    -> Erhöht die Objektivität
  • Aufgabenbezogene statt prüflingsbezogene Korrektur
    -> Höhere Objektivität
    -> Musterlösung wird besser im Kopf behalten
  • Mischen der Klausuren vor jedem Beurteilungsdurchgang
    -> Verringert Kontrasteffekt, Beharrlichkeitstendenz, Reihungseffekt (siehe auch Abb. 1)
  • Pausen machen
  • Gesamtpunktzahl erst am Ende berechnen
    -> Höhere Objektivität

 
Quellen

Dainton, N., Feedback in der Hochschullehre, Bern: Haupt Verlag 2018.

ETH Zürich -LET, "Leitfaden zur Notengebung bei schriftlichen Prüfungen", in: https://ethz.ch/content/dam/ethz/main/eth-zurich/organisation/let/files_DE/leitfaden_notengebung.pdf, 2013, 25.09.2019.

Gibbs, G./C. Simpson, “Conditions Under Which Assessment Supports Students’ Learning”, in: Learning and Teaching in Higher Education, 1/2004, http://eprints.glos.ac.uk/3609/1/LATHE%201.%20Conditions%20Under%20Which%20Assessment%20Supports%20Students%27%20Learning%20Gibbs_Simpson.pdf, 22.08.2019.

Hattie, J./H. Timperley, “The Power of Feedback”, in: Review of Educational Research, 77, 1/2007, S. 81-112, https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.3102/003465430298487, 22.08.2019.

Jürgens, E., Leistung und Beurteilung in der Schule, Sankt Augustin: Academia Verlag, 2005

Langelahn, E., „Studierenden Text-Feedback geben – effizient und konstruktiv. Eine Handreichung für die praktische Arbeit von Lehrenden“, Universität Bielefeld,
https://www.uni-bielefeld.de/einrichtungen/zll/publikationen/Handreichung_Text-Feedback.pdf, 2016, 26.8.2019.

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Abb. 1-3: Jürgens 2005; Mendzheritskaya et al. 2018; Oelkers 2002; Osterroth 2018.

Abb. 4: Eigene Darstellung

Abb. 5: Eigene Darstellung

Abb. 6:  https://www.oulu.fi/edu/btheses_assessment [26.09.2019]



Empfohlene Zitierweise:
Leistungen beurteilen und Feedback geben, Teaching & Learning Academy, Wirtschaftsuniversität Wien, https://learn.wu.ac.at/open/tlac/summativ, November 2021.


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