Teachers Talk
Ilse Pachlinger
In dieser Ausgabe möchten wir Ihnen Dr. Ilse Pachlinger vorstellen. Die Wirtschaftspädagogin wurde beim Ars Docendi 2019 für die Shortlist in der Kategorie "Lernergebnisorientierte Prüfungskultur und deren Verankerung in der Lehrveranstaltung" nominiert und hat bereits 2018 den Preis für Innovative Lehre gewonnen. Im Interview teilt sie ihre Lehrerfahrungen und verrät uns, wie ein guter Einstieg in die Lehre gelingen kann. |
Was zeichnet Ihre Lehre aus?
Ich mag meinen Fachbereich und ich unterrichte wirklich gerne. Es ist wichtig für mich, dass die Studierenden möglichst viel aus meinen Lehrveranstaltungen mitnehmen und ich glaube, dass die Studierenden das spüren. Daher akzeptieren sie es auch, wenn ich mit den Ausarbeitungen / Aufgaben manchmal ein bisschen übers Ziel hinausschieße ;-)
Da mir ja selbst auch nicht fad in meinen LVs sein soll, versuche ich diese methodisch vielfältig anzulegen und immer wieder neue Elemente – Methoden oder Medien – einzubauen.
Was macht für Sie gute Lehre aus?
Die Basis einer guten Lehre ist aus meiner Sicht immer ein fundiertes Fachwissen. Insofern haben die meisten WU Mitarbeiter/innen sehr gute Voraussetzungen. Aber es ist eben nur die Basis.
Bei Vorlesungen ist aus meiner Sicht wichtig, das Interesse der Studierenden zu wecken, Informationen verständlich zu erklären und diese anhand von praxisorientieren Beispielen zu erläutern. Und je besser wir die Inhalte grafisch aufbereiten – nein, Power Point Slides mit Bulletpoints zählen da nicht dazu ;-) – desto leichter können sich Studierende komplexe Inhalte merken. Vielleicht sollten wir ihnen auch noch erklären, warum und wozu sie das Ganze überhaupt lernen sollen.
Ich bin aber auch ein großer Fan von Lernformen wie dem Inverted Classroom, wo Studierende die Basisinformationen selbst erarbeiten und die wertvolle Zeit in der Lehrveranstaltung der Umsetzung und Anwendung des Gelernten gewidmet ist. Als Vortragende/r ist man hier mehr Coach als Lehrende/r, eine anspruchsvolle Rolle, die sehr fordernd, aber auch sehr befriedigend ist, weil man die Umsetzung unmittelbar mitverfolgen kann und den Studierenden rasch weiterhelfen kann, wenn sie gedanklich ‚in eine falsche Richtung abbiegen‘.
Für alle LV-Formen gilt: Die Studierenden sollten möglichst stark in die Lehre einbezogen werden und ausreichend Feedback für ihr Tun erhalten. Ohne Feedback ist Übung und Anwendung sinnlos.
Nicht zuletzt sind natürlich sinnvolle, valide und faire Prüfungen ein zentraler Bestandteil einer guten Lehre. Hier sollten wir kreativer sein und mehr überlegen, welche Form der Prüfung die am Beginn formulierten Ziele / Kompetenzen am besten zeigt. Eine schriftliche Prüfung ist das sehr häufig nicht.
Was würden Sie Kolleg/inn/en raten, die gerade erst zu lehren beginnen?
Gut vorbereiten!!!
Bei Kolleg/inn/en hospitieren und/oder wenn möglich mit Kolleg/inn/en zusammenarbeiten, deren Lehrstil Ihnen gefällt. Außerdem empfehle ich den kollegialen Austausch zu nutzen – holen Sie sich Tipps von erfahrenen Lehrenden. Oft kann auch das konstruktive Feedback von freundlich gesinnten Kolleg/inn/en im Zuge einer Hospitation helfen, die eigene Lehre zu entwickeln.
Holen Sie sich nicht nur am Semesterende, sondern auch zwischendurch Feedback von den Studierenden. Punkte, die Sie als relevant empfinden, können Sie dann sofort umsetzen. Letztendlich geht es in der Lehre nicht um uns, sondern darum, dass die Studierenden viel für ihr weiteres (Berufs-)Leben mitnehmen.
Wenn in einer LV einmal etwas nicht so klappt, wie Sie sich das vorgestellt haben, zweifeln Sie nicht zu sehr an sich selbst. Studierende verzeihen vieles, wenn sie merken, dass man sich bemüht und die Lehre nicht als lästige Pflichtübung empfindet.
Wirklich gut sind neue LVs bei mir meist erst beim dritten oder vierten ‚Durchgang‘, weil auch erfahrene Vortragende Methoden und Unterrichtsformen ausprobieren müssen … aber dieses didaktische Lernen macht auch sehr viel Spaß. Je mehr Erfahrung man hat, desto weniger merken die Studierenden übrigens, dass man gerade etwas ausprobiert ;-)
Haben Sie Tipps für eine gelungene Lehrveranstaltung, die Sie an interessierte Kolleg/inn/en weitergeben können?
- Ziele formulieren und diese dann in der Infovermittlung und in der Anwendung konsequent verfolgen
- Studierende so oft wie möglich einbeziehen und wenn’s nur Murmelgruppen sind
- Transparent und variantenreich beurteilen
- Das eigene Tun immer wieder reflektieren und anpassen
Was hat Ihnen selbst in Ihrer Lehr-Karriere am meisten weitergeholfen?
- Dass ich Menschen wirklich mag (klingt selbstverständlich, ist es aber nicht)
- Das Feedback der Studierenden
- Meine Ausbildung als Wirtschaftspädagogin und diverse Weiterbildungen
Welche Elemente Ihres Konzeptes konnte die Jury beim Ars Docendi Ihrer Meinung nach besonders überzeugen?
Meine LV wurde im Bereich lernergebnisorientierte Prüfungskultur eingereicht und das Besondere des eingereichten Kurses ist wohl einerseits der theoretisch fundierte didaktische Aufbau und auf der anderen Seite die variantenreiche, umfassende Beurteilung.
Welchen abschließenden Gedanken würden Sie den WU-Lehrenden gerne mitgeben?
Geben Sie Ihre Begeisterung für Ihr Fach an Ihre Studierenden weiter! Wenn Sie nicht begeistert sind, wer dann? Und vergessen Sie nicht auf die Menschen, die vor Ihnen sitzen.