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Remote Take-Home-Exams: Praktische Tipps zur Durchführung

Die meisten Hochschulen im deutschsprachigen Raum empfehlen ihren Lehrenden im Moment Online-Prüfungen bevorzugt als „Take-Home-Exams“ durchzuführen. Das Prüfungsformat ist weniger stark von einer guten Internetverbindung abhängig und bietet durch die zeitliche Flexibilität auch Vorteile für die Studierenden. Die Erstellung und Korrektur von Remote Take-Home-Exams ist allerdings eher aufwändig. Einige Tipps, die den Aufwand etwas minimieren können, sowie Inspiration zur Gestaltung von Aufgabenstellungen, haben wir in diesem Artikel gesammelt. 
 

Rahmenbedingungen vorab klären

Die Studierenden sind aktuell mit vielen unterschiedlichen Formaten von Remote Take-Home-Exams konfrontiert – die Bandbreite an der WU ist hier wirklich sehr groß! In manchen Fächern erhalten Studierende hausaufgabenähnliche Essay-Aufgaben, die innerhalb mehrerer Tage bearbeitet werden und vollständige Zitate und Quellenangaben enthalten müssen. Andere Remote Take-Home-Exams haben den Charakter einer Prüfung mit offenen Fragen und können zwar innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens gestartet werden, müssen dann aber in der gleichen Zeit wie im Präsenz-Setting abgeschlossen werden. Der Begriff löst bei Ihren Studierenden also möglicherweise unterschiedliche Assoziationen aus. Aus diesem Grund sollten Sie vorab genaue Hinweise zu den Rahmenbedingungen geben:  

  • Wie wird die Prüfung aussehen? Welche Aufgabentypen werden darin vorkommen? 
  • Wie lange sollen die Studierenden für die Bearbeitung einplanen? Wenn Prüfungen länger als 12 Stunden angesetzt sind, kann das suggerieren, dass ununterbrochen daran gearbeitet werden soll. 
  • Wie umfangreich sollen die Fragen beantwortet werden? Gibt es ein Wortlimit (empfohlen)?
  • Welche Unterlagen dürfen/sollen die Studierenden nutzen?
  • (Wie) müssen Quellen in den Antworten gekennzeichnet werden? 
  • Dürfen sich die Studierenden mit Kolleg*innen absprechen? Wenn ja, bei welchen Teilen der Prüfung ist es sinnvoll zusammen zu arbeiten und welche werden besser allein gelöst? Darf es gleiche Textteile in den Prüfungen geben oder können die Antworten zwar diskutiert, aber nicht gemeinsam formuliert werden (empfohlen)?
  • Werden die Prüfungen auf Plagiate geprüft (empfohlen)?  
     

Für Fragen zu Beginn der Prüfung zur Verfügung stehen

Da die Studierenden beim Remote Take-Home-Exam nicht alle gleichzeitig an der Prüfung arbeiten, können Fragen zu völlig unterschiedlichen Zeitpunkten im Bearbeitungszeitraum auftreten. Damit Sie nicht den ganzen Prüfungszeitraum über Fragen beantworten müssen, empfiehlt es sich, eine kurze Zeitspanne (20-30 Minuten) zu Beginn des Take-Home-Exams via TEAMS oder in einem Chat für Fragen zur Verfügung zu stehen. Je nach Format der Prüfungsfragen kann es auch sinnvoll sein, eine kurze Zeit anzuberaumen, in der Sie die Prüfung mit den Studierenden durchgehen. 
 

Vorab Beurteilungskriterien formulieren

Da es sich um offene Fragen handelt, ist die Korrektur aufwändiger, als bei geschlossenen Formaten. Um die Bewertung zu vereinfachen und die Beurteilung objektiv zu gestalten, empfiehlt es sich, bereits bei der Erstellung der Fragen eine Musterlösung oder bei längeren Aufgaben sogar Rubrics anzufertigen. Das Erstellen einer Musterlösung führt auch oft zu einem Nachschärfen der Aufgabenstellung und dadurch zu besserer Qualität und einer realistischeren Einschätzung des zu erwartenden Zeitaufwands für die Studierenden. Vor allem, wenn die Beurteilung zwischen mehreren Personen aufgeteilt werden soll, erleichtern Rubrics den Prozess und sorgen für bessere Vergleichbarkeit der Beurteilungen. 
 

Inspiration zur Gestaltung der Prüfungsfragen

Beim Remote Take-Home-Exam werden sinnvollerweise Lernziele höherer Ordnung überprüft. Das bedeutet, dass die Studierenden demonstrieren müssen, dass sie bereits erworbenes Wissen auf neue Sachverhalte anwenden können, dass sie bestimmte Sachverhalte argumentieren können oder sogar selbst Lösungen für ein bestimmtes Problem kreieren müssen. 
 

Inspiration für Aufgabenstellungen: 

  • Rechercheaufgaben stellen: Dadurch, dass Unterlagen sowie das Internet ohnehin zur Verfügung stehen, lassen sich auch Rechercheaufgaben gut in die Prüfung einbauen. Sie können die Studierenden z. B. zwei verschiedene Lösungen für eine Problemstellung recherchieren lassen und sie dann auffordern zu argumentieren, welche davon aus ihrer Sicht die beste Lösung darstellt.
  • Unbekannte Materialien analysieren lassen: Die Studierenden haben mehr Zeit zur Verfügung, als in „konventionellen“ Prüfungen üblich ist. Sie können also gut auch unbekannte Materialien (wissenschaftliche Texte, Datensätze, Szenarien) nutzen, die von den Studierenden auf Basis bereits erworbenen Wissens analysiert werden müssen. Wenn es Teil der Aufgabe ist, die Materialien selbst auszuwählen (z. B. einen Journal-Artikel selbst zu wählen, eine Stellenanzeige auszuwählen und auf Basis dieser einen Interviewleitfaden zu entwickeln), ist auch eine gewisse Individualisierung der Aufgaben leichter umsetzbar. 
  • Konkrete Lösungen entwickeln lassen: Lassen Sie die Studierenden einen Lösungsvorschlag für ein konkretes Problem eines Kunden, eines Nutzers, einer Community etc. entwickeln. Durch die Kontextualisierung wird die Aufgabe lebensnaher und die Lösung erfordert individuelle und kreative Ansätze der Studierenden. 
  • Perspektiven einnehmen: Bitten Sie die Studierenden, aus der Perspektive eines Vertreters/einer Vertreterin einer bestimmten Theorie/Methode/Weltanschauung zu argumentieren. Dadurch müssen sie belegen, dass sie mit der Theorie/ Methode/Weltanschauung vertraut sind. 
     

Varianten, um Schummelmöglichkeiten einzuschränken

  • Nutzen Sie den Plagiatscheck: Beim Plagiatscheck auf LEARN werden alle Studierendenabgaben miteinander verglichen und gleiche Textteile daher erkannt. Weisen Sie die Studierenden vorab darauf hin, dass die Arbeiten auf Plagiate geprüft werden. 
  • Lassen Sie die Studierenden eine Prüfungserklärung unterzeichnen: Auf der Distanzlehre-Seite finden Sie eine Prüfungserklärung, die Sie nutzen können, um an die Ehrlichkeit der Studierenden zu appellieren. 
  • Planen Sie Abgabegespräche ein: Kündigen Sie vorab an, dass Sie mit einigen Studierenden Abgabegespräche führen werden. Dabei sollten Sie auch erklären, dass es sich bei einem Abgabegespräch nicht um eine zusätzliche Prüfungssituation handelt, sondern um ein Gespräch in dem die Studierenden glaubhaft machen müssen, dass sie die Prüfung selbst bearbeitet haben. Dabei können Sie z. B. Fragen stellen, die sich auf das Vorgehen bei der Beantwortung einzelner Aufgabenstellungen oder den Lernprozess selbst beziehen.