Re-Start Präsenzlehre
So gelingt der Beziehungsaufbau
Seit diesem Wintersemester sind Lehrveranstaltungen am Campus wieder möglich und es gilt nachzuholen, was in der Distanzlehre oftmals schwergefallen ist: Der Beziehungsaufbau zu den Studierenden. Wir zeigen Ihnen, welche Bedeutung eine positive Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden für den Lernerfolg hat und geben Anregungen für die Beziehungsgestaltung.
Für Lehrende und Studierende ergeben sich durch die Rückkehr an den Campus wieder spontane Begegnungen, Gespräche und unerwartete Kennenlernen, zum Beispiel in der Mensa oder beim Gang zum Kaffeeautomaten. Neben dem Beziehungsaufbau in der Lehrveranstaltung spielt auch die „out-of-class communication“ eine wesentliche Rolle (Dobransky/Frymier 2009). Dazu zählen neben diesen ersten informellen Gesprächen auch Beratungsgespräche, fachspezifische Unterhaltungen außerhalb der Lehrveranstaltungen oder Begegnungen bei (Fach-)veranstaltungen beispielsweise am Institut. Die out-of-class communication trägt wesentlich zu einer vertrauensvolleren Beziehung zwischen Lehrenden und Studierenden bei (Jaasma/Koper 1999). Zudem belegen Studien, dass eine gute Beziehungsgestaltung mit Studierenden Erleichterungen für die Lehre bringen. Eine vertrauensvolle Beziehung mit dem*der Lehrenden fördert die Aktivität und Motivation der Studierenden und erhöht sogar ihren Lernerfolg (Feldmann 1989, Ulrich 2020).
Die Beziehungsgestaltung, innerhalb der Einheit und darüber hinaus, gilt als „weicher“ Faktor für gute Hochschullehre. Dabei haben folgende Aspekte einen positiven Effekt auf die Lehre (Ulrich 2020):
Erreichbarkeit und Hilfsbereitschaft
Kommunizieren Sie Ihren Studierenden, zu welchen Zeiten und über welche Kommunikationskanäle Sie zuverlässig erreichbar sind. Diese können feste Sprechzeiten sein oder die Zusage, dass E-Mail-Anfragen, sofern sie die Netiquette berücksichtigen, innerhalb von x Tagen beantwortet werden. Geben Sie Ihren Studierenden auch die Option, nach der Lehrveranstaltung für weitere Fragen bereitzustehen und planen Sie zusätzliche Q&A Sessions vor den Prüfungen. Auch das Anbieten eines formativen Feedbacks für die nächsten individuellen Schritte im Lernprozess führt zu einer positiven Lernatmosphäre und zeigt Ihre Hilfsbereitschaft.
Freundlichkeit, Respekt und Authentizität
Förderlich für bessere Leistungen der Studierenden sind zudem Ihre Freundlichkeit, Ihr Interesse an und Ihr Respekt gegenüber den Studierenden. Respekt und Freundlichkeit bedeuten dabei nicht, eine aufgesetzte Rolle zu spielen oder zu unfreundlichen Studierenden stets freundlich zu sein, sondern sie gehen einher mit einem authentischen Verhalten Ihrerseits. Einen respektvollen und freundlichen Umgang können Sie auch von Ihren Studierenden einfordern.
Fairness, Verbindlichkeit und Konsequenz
Durch die im digitalen Raum erschwerte Interaktion zwischen Lehrenden und Studierenden wuchs die Unsicherheit hinsichtlich des Fair Plays. Thematisieren Sie Ihre Erwartungen bezüglich Vertrauen vs. Kontrolle und weisen Sie gerne auf die geltenden Regelungen und den Code of Conduct hin. Kommunizieren Sie Ihre Leistungs- und Beurteilungskriterien. Was erwarten Sie, was können die Studierenden von Ihnen erwarten? Gleichzeitig können Sie verbindliche Regeln setzen und die Studierenden über die Konsequenzen bei Regelverstößen (wie Plagiate) informieren. Dennoch muss kein Generalverdacht gegenüber Studierenden geäußert werden. Oft werden gute Erfahrungen gemacht, wenn Studierende einen Vertrauensvorschuss erhalten.
Quellen:
Dobransky N. D.; Frymier A. B. (2009): Developing teacher‐student relationships through out of class communication. Communication Quarterly, 52: 211-223, https://doi.org/10.1080/01463370409370193
Feldmann, K.A. (1998): The association between student ratings of specific instructional dimensions and student achievement: Refining and extending the synthesis of data from multisection validity studies. Research in Higher Education, 30(6), 583-645.
Jaasma, M. A.; Koper, R. J. (1999): The relationship of student‐faculty out‐of‐class communication to instructor immediacy and trust and to student motivation. Communication Education, 48: 41–47, https://doi.org/10.1080/03634529909379151
Mendzheritskaya J.; Ulrich I.; Hansen M.; Heckmann C. (2018): Gut beraten an der Hochschule. Wege zum besseren Lehren und Lernen. Kohlhammer, Stuttgart.
Ulrich I. (2020): Lehre durchführen: Professionelle Beziehungsgestaltung. In: Gute Lehre in der Hochschule. Springer, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-31070-7_6