Lehren im neuen analogen Raum
Im neuen Raum D4.1.200 wurde bewusst auf Beamer und Doppelprojektion verzichtet. Stattdessen stehen flexible Möbel, Pinnwände und ausreichend Raum für Gruppenarbeiten zur Verfügung. Warum es sinnvoll sein kann, ohne digitale Unterstützung zu lehren und welche Vorteile sich daraus ergeben, lesen Sie in diesem Artikel.
Nutzen Sie den neuen analogen Raum im D4!
Während in allen anderen Lehrräumen der WU standardmäßig Beamer und Doppelprojektion verfügbar sind, wird mit dem neuen Lehrraum im D4 ein durchwegs anderes Konzept verfolgt: Darin wird bewusst beauf digitale Ausstattung verzichtet. Stattdessen bestimmen flexible Möbel das Bild, sechs bewegliche Whiteboards stehen für Gruppenarbeiten zur Verfügung und die gepolsterten Sitzstufen, die viel Raum für die Arbeit in Gruppen bieten, schaffen eine kommunikative Atmosphäre.
Warum weniger Technik manchmal mehr ist
Forschungsergebnisse zeigen etwa, dass es in Lehrveranstaltungen, die auf Powerpoint Folien basieren, häufig passiert, dass die Studierenden in eine passive Zuhörerrolle geraten (Kernbach et al. 2025). Eine weitere Herausforderung ergibt sich durch die Nutzung von Laptops durch Studierende. Zahlreiche Studien belegen, dass das bloße Vorhandensein von Geräten zum Multitasking führt. Die Versuchung das Internet für andere Aktivitäten zu nutzen ist so groß, dass die Studierenden ihr selbst nachgeben, wenn sie wissen, dass sie beobachtet werden (Ravizza et al. 2017). Die Qualität der Mitschrift sinkt (Fisher 2015, May 2017) und Mitschreiben am Laptop verbessert – anders als handschriftliche Notizen – nicht das Verständnis und das Behalten von Inhalten (Mueller & Oppenheimer 2014). Zu allem Überfluss lenkt die Laptop-Nutzung nicht nur den oder die Schreibende*n ab, sondern auch die Sitznachbarn (Sana et al. 2013). All diese Befunde bieten gute Gründe, um die Nutzung von digitalen Devices für die Zeit im analogen Raum stark einzuschränken.
Zusammenarbeit im Fokus
Die Raumgestaltung sendet überdies auch eine starke symbolische Botschaft: In Räumen, in denen es keine zentrale Projektionsfläche gibt, geht es nicht um das Konsumieren von Inhalten, sondern um gemeinsames Erarbeiten, Diskutieren und Reflektieren. Whiteboards und Pinnwände übernehmen in diesem Setting eine zentrale Rolle und werden zu öffentlichen Denkflächen, auf denen Gruppen ihre Ideen sichtbar machen. Anders als bei der Zusammenarbeit am Laptop bleibt das Erarbeitete im Raum präsent – alle können es sehen, ergänzen und weiterdenken. Gerade in Gruppenarbeiten über mehrere Schritte, in denen in unterschiedlichen Konstellationen zusammengearbeitet wird, bietet sich das an: Wenn Studierende zum Beispiel in einer Case Study ihre Lösungswege an Pinnwänden skizzieren, können andere Gruppen sofort Bezug nehmen, Kritik äußern oder alternative Ansätze entwickeln. Die flexiblen Gestaltungsmöglichkeiten durch Tische und Stühle, die sich leicht verschieben und neu anordnen lassen, helfen bei der Umsetzung solcher Konzepte. Einige weitere Möglichkeiten, wie Sie die Stärken des Raums in der Lehre nutzen können, haben wir in diesem Artikel zusammengefasst.
Technologiefreie Einheiten einplanen
Gleichzeitig ist klar, dass die wenigsten Lehrveranstaltungen ein ganzes Semester ohne Technik auskommen. Der Raum eignet sich daher vor allem für einzelne, gezielt geplante Einheiten, in denen innovative analoge Konzepte im Mittelpunkt stehen. Der bewusste Verzicht auf Technik lädt dazu ein, gewohnte Muster zu durchbrechen, andere Formen der Interaktion zu erproben und Lernprozesse gemeinsam zu gestalten.
Quellen:
Fisher, B. (2015). Laptop use in class: Effects on learning and attention. Teaching Center, Washington University St. Louis. Retrieved October 22, 2025. https://ctl.wustl.edu/laptop-use-effects-learning-attention/.
Kernbach, S., Bresciani, S., & Eppler, M. J. (2015). Slip-Sliding-Away: A Review of the Literature on the Constraining Qualities of PowerPoint. Business and Professional Communication Quarterly, 78(3), 292-313. https://doi.org/10.1177/2329490615595499
May, C. (2017). Students are better off without a laptop in the classroom: What do you think they’ll actually use it for?” Scientific American. Retrieved October 22, 2025. https://www.scientificamerican.com/article/students-are-better-off-without-a-laptop-in-the-classroom/
Mueller, P. A., & Oppenheimer, D. M. (2014). The pen is mightier than the keyboard: Advantages of longhand over laptop note taking. Psychological Science, 25(6), 1159–68. https://doi.org/10.1177/0956797614524581
Ravizza, S. M., Uitvlugt, M. G., & Fenn, K. M. (2017). Logged in and zoned out: How laptop Internet use relates to classroom learning. Psychological Science, 28(2), 171–180. https://doi.org/10.1177/0956797616677314
Sana, F., Weston, T., & Cepeda, N.J. (2013). Laptop multitasking hinders classroom learning for both users and nearby peers. Computers & Education 62 (2013) 24–31. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2012.10.003