Teachers Talk
Ingrid Dobrovits
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Mag. Ingrid Dobrovits ist Senior Lecturer am Institut für Wirtschaftspädagogik. Sie unterrichtet seit mehr als 20 Jahren überwiegend Rechnungswesen in unterschiedlichen Lehr- und Lernsettings. Ihr Schwerpunkt in der Lehre ist der Einsatz abwechslungsreicher Methoden wie Escape Rooms, Outdoor-Unterricht oder Lernstationenbetrieb. 2017 und 2024 wurde sie mit dem Preis der Exzellenten Lehre ausgezeichnet. |
Was zeichnet Ihre Lehre aus?
Das frage ich mich auch ständig: jedes Mal, wenn ich den Hörsaal verlasse, denke ich über Weiterentwicklungen nach. Und weil man selbst betriebsblind ist, hole ich mir auch regelmäßig Feedback aus dem Hörsaal. Bei mir dürfte es jedenfalls eine Mischung aus guten Erklärungen, abwechslungsreichen Übungen, Authentizität und Humor sein.
Welche Erfahrungen haben Sie mit innovativen, analogen Lehrmethoden gemacht?
Gerade wenn ein Fach nicht so „fancy“ ist, einzelne Einheiten sehr lange sind oder an Randzeiten stattfinden, braucht es Abwechslung, um die Studierenden (und auch mich) motiviert zu halten. Motivation ist für den Lernerfolg und guten Unterricht entscheidend. Deshalb setze ich zwischendurch auf innovative, analoge Methoden. Anfangs sorgt das Verteilen von Klebestiften, Post-it’s oder auch Legosteinen für Skepsis. Aber diese verfliegt meist schnell. Ein Großteil der Studierenden arbeitet wirklich gerne auch einmal abseits des Bildschirms. Und viele analoge Formate funktionieren auch in großen Gruppen. Man braucht allerdings viele Kopien, beim ersten Durchlauf einiges an Vorbereitung und mitunter zusätzliches Material - aber es lohnt sich. Da viele Methoden in der Durchführung nur kurz dauern, der Erstaufwand jedoch hoch ist, bereite ich im Sinne einer gelungenen Kosten-Nutzen-Rechnung die Materialien gleich so vor, dass sie wiederverwendbar sind. Sonst verschwinden sie in der Schublade. Das ist mir am Anfang des Öfteren passiert.
Welche Aktivitäten nutzen Sie noch gerne?
Abends oder nach mehreren Stunden Vorlesung am Stück ist es auch gut, bewegungsorientierte Aktivitäten einzubauen. Dazu müssen die Studierenden für verschiedene Übungen aufstehen und sich bewegen. Das mögen sie anfangs nicht, doch schnell steigt die Motivation wieder. Ich bekomme dazu regelmäßig die Rückmeldung, dass es die Atmosphäre im Raum verbessert.
Momentan arbeite ich an einem „Minibuch“. Damit sollen die Studierenden wichtige Dinge jeweils am Ende einer Einheit strukturiert für sich selbst zusammenfassen. Und wenn ich einmal wieder mehr Zeit habe, dann möchte ich einen weiteren Escape Room für größere Gruppen kreieren. Derzeit habe ich zwei verschiedene im Einsatz, die sehr gut ankommen, aber nur für kleine Gruppen geeignet sind. Das empfinde ich als Nachteil, weil ich sie nicht immer einsetzen kann. Allerdings ist es ein weiter Weg bis zu einem funktionierenden Escape Room.
Was macht Ihnen besonders Spaß? Haben Sie Tipps für die Umsetzung?
Escape Rooms und Outdoor-Learning zählen zu meinen Lieblingsformaten, weil dort die Motivation am höchsten ist. Trotz teils sehr anspruchsvoller Aufgaben. Beide Methoden setzen auf Teams, die um die Wette arbeiten. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit ist hier besonders hoch. Für eine gelungene Umsetzung sind eine sehr gute Vorbereitung und klare, genaue Anweisungen für die Durchführung entscheidend. Beim Outdoor-Learning müssen auch einige Rahmenbedingungen bereits im Vorfeld geklärt werden, damit die Methode funktioniert: entsprechende Kleidung und Ausstattung sowie Vereinbarungen für Schlechtwetter.
Generell möchte ich mitgeben, keine Scheu vor abwechslungsreichen Methoden zu haben, einfach ausprobieren. Das bereichert den Unterricht enorm. Scheitert etwas, liegt es oft nur an Kleinigkeiten, etwa einer unklaren Anmoderation. Da darf man sich von Rückschlägen nicht entmutigen lassen: Fehler analysieren und gleich nochmals versuchen.
Wie gelingt es Ihnen, Studierende in ihrem Lernprozess zu unterstützen?
Abseits des Versuchs, die Motivation durch abwechslungsreiche Methoden aufrecht zu halten, feile ich sehr lange an guten Erklärungen. Denn diese sind meiner Ansicht nach ein weiteres Herzstück im Unterricht: diese ändere ich so lange ab und wiederhole sie, bis ich das Gefühl habe, dass es der Großteil der Lernenden verstanden hat. Begleitend setze ich anschauliche Beispiele und übersichtliche Visualisierungen ein, die sowohl mich als auch die Studierenden zusätzlich unterstützen können.
