Teachers Talk
August Österle
ao. Univ.Prof. Dr. August Österle, stellv. Leiter des Instituts für Sozialpolitik teilt in dieser Ausgabe seine Erfahrungen mit der Lehre, vor allem in internationalen Kontexten. Als Gastprofessor war er selbst an verschiedenen europäischen Institutionen tätig. Im Interview berichtet er über Herausforderungen der internationalen Lehre und gibt Tipps für eine erfolgreiche Lehrveranstaltung. |
Was zeichnet Ihre Lehre aus?
Ich unterrichte sehr gerne und bringe eine große Begeisterung für die Lehre und für die Themen mit. Ich denke, das spüren die Studierenden auch. Dann versuche ich Lehrveranstaltungen gut vorzubereiten, die Ziele, die Einbettung in das jeweilige Programm und den Hintergrund der Studierenden in der Entwicklung der didaktischen Formate zu berücksichtigen, meine eigene Vorgehensweise und die Erwartungen an die Studierenden auch zu begründen, und regelmäßig über all das zu reflektieren. Und es ist mir ein besonderes Anliegen, eine offene Atmosphäre zu schaffen, in der sich alle Studierenden gerne in Diskussionen einbringen und sich mit Fragen und Feedback aktiv beteiligen.
Sie lehren unter anderem in Settings mit österreichischen und internationalen Studierenden. Welche (didaktischen) Herausforderungen haben Sie erlebt?
In einer internationalen Gruppe ist üblicherweise davon auszugehen, dass die bisherigen Studieninhalte, die Erfahrungen in der Gestaltung von Lehrveranstaltungen oder auch verschiedene informelle Regeln stärker variieren. Das gilt es gleich beim Einstieg in die Lehrveranstaltung zu berücksichtigen. Die unterschiedlichen Erfahrungen der Austauschstudierenden betreffen nicht nur die Gewichtung und Gestaltung von Input- und Diskussionsphasen, von Schreib- und Präsentationsaktivitäten oder das Verständnis von Gruppenarbeit, sondern etwa auch die Rolle von Lehrenden und Studierenden. Und dann kann es auch sehr praktische Herausforderungen aufgrund unterschiedlicher Arbeitsorganisation geben. All das schafft gewisse Herausforderungen, ist aber auch eine wichtige Quelle zur Reflektion des eigenen Lehrens und für ein gegenseitiges Lernen, das sich nicht nur auf konkrete inhaltliche Aspekte bezieht.
Haben Sie Tipps für eine erfolgreiche internationale Lehrveranstaltung, die Sie an interessierte Kolleg*innen weitergeben können?
Im Zuge der eigenen Erfahrungen mit der internationalen Lehre wurde mir klar, dass der inhaltliche Austausch zwischen WU- und Austauschstudierenden oft zu kurz kommt. Ich habe daher ein SoTL-Projekt* gestartet, in dem ich genau diesen Aspekt – die Förderung des Austauschs zwischen den Studierenden in Lehrveranstaltungen – untersuche, vor allem auch mit Blick auf Gruppenarbeiten. Zwei Aspekte, die mir auch als Ergebnis dieses Projekts sehr wichtig erscheinen: Von Beginn an sollte klar sein, dass der Austausch zwischen WU- und Austauschstudierenden ein zentrales Anliegen der Lehrveranstaltung ist und dass Räume, Formate und eine Atmosphäre geschaffen werden, die das erleichtern. Gemischte Arbeitsgruppen bieten eine hervorragende Möglichkeit, diesen Austausch weiter zu fördern, im Rahmen der gemeinsamen Lehrveranstaltungszeit aber auch in Arbeitsschritten außerhalb dieser Zeit. Insofern achte ich immer darauf, dass Gruppen bestehend aus WU- und internationalen Studierenden zusammenarbeiten, und begründe das auch.
Was waren Ihre wichtigsten Key-Learnings oder AHA-Erlebnisse?
Für mich sind es vor allem die vielen „kleineren“ AHA-Erlebnisse, die helfen, konkrete Lehrveranstaltungen bzw. mein eigenes Tun in der Lehre (und auch in der Forschung) weiterzuentwickeln. In den Interviews im Rahmen des SoTL-Projekts wurde beispielsweise der Zugang zu Gruppenarbeiten thematisiert, wobei die Positionen zwischen der möglichst effizienten Aufteilung in individuelle Teilprojekte und der gemeinsamen Arbeit an allen Schritten des Gruppenprojekts variieren (und diese Zuschreibungen auch mit Universitäten oder Studienprogrammen verbunden wurden). Wenn es in einem Gruppenprojekt nicht nur um das Endergebnis gehen soll, sondern auch um die mit einem gemeinsamen Projekt initiierten Prozesse, ist das in der Planung und Begleitung entsprechend zu berücksichtigen und auch im Seminarraum bzw. im Rahmen von Coaching-Sessions zu besprechen.
*“Scholarship of Teaching and Learning“ (SoTL) an der WU fördert Projekte, die sich mit der systematischen Analyse bestimmter Aspekte der eigenen Lehre befassen mit dem Ziel, diese weiterzuentwickeln.