Skip to main contentSkip to breadcrumbsSkip to sub navSkip to doormat
Student Support Area
You are here

Lernen im Schlaf

Das Vorlesungsskript unter den Kopfpolster legen, ausgiebig drüber schlafen und dann bei der Prüfung brillieren?  Ob das wirklich so einfach funktioniert und wie Schlaf sich auf Ihre Lern- und Gedächtnisleistung auswirkt, erklären Christoph Arzt und Michael Goth. Die beiden sind Klinische Psychologen und Gesundheitspsychologen und betreiben MindMotion,  wo sie personalisiertes Training im kognitiven Bereich anbieten. 

Dass der Schlaf Einfluss auf unser Gedächtnis hat, ist nicht neu: Bereits 1924 interessierten sich Wissenschafter für den Einfluss von Schlaf auf das Gedächtnis. Die Teilnehmer der Studie wurden angewiesen, sinnlose Silben zu lernen. Eine Gruppe lernte die Silben am Morgen und blieb anschließend munter, die andere am Abend und legte sich anschließend schlafen. Alle paar Stunden wurde überprüft, wie viele Silben die Probanden noch erinnerten. Das erstaunliche Ergebnis: Die Probanden, die zwischen den Gedächtnistests schliefen, konnten deutlich mehr Silben behalten, als wach bleibende Kontrollen. Die Rolle des Schlafs für Lernen und Gedächtnis ist seitdem ein immer wieder intensiv beforschtes Thema. (Jenkins & Dallenbach, 1924)

In Gedächtnismodellen werden 3 unterschiedliche sogenannte Gedächtnisfunktionen unterschieden: Lernen (Aufnahme, Enkodierung)  – Speicherung (Konsolidierung) – Abruf (Recall)

Während für die Enkodierung bewusste Aufmerksamkeitszuwendung, Interesse und Konzentration notwendig sind, geschieht die Konsolidierung zeitversetzt, scheinbar im Schlaf. Wobei die Intensität und Qualität der Enkodierung auch die Qualität der Konsolidierung beeinflusst. Förderlich sind v.a. emotionale Assoziationen, verknüpftes Vorwissen, logische Strukturierung, Wiederholung und multimodale Repräsentation (z.B. bildhafte Vorstellungen). (Lehrner & Brenner-Walter, 2006)

Welche Phasen des Schlafes in welcher Form für welche Lerninhalte zentral sind, ist nach wie vor nicht unstrittig. Grob gesagt, gibt es dazu zwei unterschiedliche Hypothesen:

1) Die Zwei-Prozess Hypothese (oder Dual-Prozess Hypothese):

Folgt man dieser Hypothese, so übernimmt der Tiefschlaf die Aufgabe Faktenwissen zu speichern während prozedurales Wissen (Bewegungskoordination wie z.B. Rad fahren, jonglieren,….) v.a. im REM-Schlaf gespeichert wird. Tiefschlaf wird übrigens v.a. in der ersten Schlafhälfte gemessen, REM-Schlaf überwiegend in der zweiten.

2) Sequenzielle Hypothese:

Hier wird nicht streng nach Gedächtnisinhalten differenziert sondern wichtig für das Lernen sei vor allem das Durchlaufen mehrerer kompletter Sequenzen aus Tief- und REM Schlaf Phasen. (Schichl, 2011)

Ausreichend Schlaf hat also eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die Nachhaltigkeit von Lernleistung, denn unser Gehirn arbeitet auch im Schlaf. Wenn Sie also bevorzugt nächtelang durchlernen, sollten Sie Ihre Strategie  bei der Vorbereitung auf die nächste Prüfung überdenken. Egal ob man nun der ersten oder der zweiten Hypothese folgt – zur Konsolidierung der untertags gelernten Inhalte sollten Sie auf jeden Fall auf ausreichend Schlaf achten!

Literaturverzeichnis:

Jenkins, J. G., & Dallenbach, K. M. (1924). Obliviscence During Sleep and Waking. The American Journal of Psychology, 35, 605–612. doi:http://dx.doi.org/10.2307/1414040

Lehrner, J., & Brenner-Walter, B. (2006). Gedächtnisstörungen. In J. Lehrner, G. Pusswald, E. Fertl, W. Strubreither, & I. Kryspin-Exner (Eds.), Klinische Neuropsychologie (pp. 456–473). Wien: Springer-Verlag.

Schichl, M. (2011). Der Schlaf-Effekt im Tagschlafparadigma : Überprüfung der Interferenzhypothese. Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.