Licht und Lernen
Das natürliche Tageslicht beeinflusst unsere innere Uhr und den Tag-Nacht-Rhythmus. Wenn Tageslicht auf unser Auge trifft, weiß unsere innere Uhr, dass Tag ist. Fehlt das Licht, ist das für unseren Körper das Signal zur Ruhe zu kommen. Künstliches Licht beeinflusst unsere innere Uhr ebenfalls und kann sich auf die Stimmung und die Konzentration auswirken. Wie Sie den Einfluss des Lichts auf unseren Körper und Geist auch für Ihr Lernen optimal einsetzen können, lesen Sie im Artikel.
Für den menschlichen Tagesrhythmus ist besonders wichtig, dass während des Tages ausreichend Licht vorhanden ist – das gibt unserer inneren Uhr das Signal, dass Tag ist. Verantwortlich dafür ist ein Rezeptor im Auge, der dieses Signal überträgt und dazu führt, dass die Produktion des Schlafhormons Melatonin gebremst wird. Der Spiegel des Hormons im Blut steigt an, sobald weniger Licht vorhanden ist. Das ist dann für viele Systeme des menschlichen Körpers das Signal, zur Ruhe zu kommen (cf. Wahnschaffe et al. 2013).
Ist man nun am Abend sehr hellem Licht oder Licht mit hohem Blauanteil ausgesetzt, führt dies auch dazu, dass weniger Melatonin gebildet wird. In Studien wurde belegt, dass künstliches Licht innerhalb von 30 Minuten dazu führte, dass der Melatonin-Spiegel sank und die Versuchspersonen sich subjektiv wacher fühlten. Dieser Effekt ist umso größer, je mehr Blauanteile das Licht, dem man ausgesetzt ist, enthält und hält auch nach dem Wechsel zu einem anderen Licht noch mindestens 30 Minuten an (cf. Wahnschaffe et al. 2013). In Schulen wurde mit diesem Effekt experimentiert und blaues Licht als Wachmacher am Morgen eingesetzt. Das führt nachweislich dazu, dass die Schülerinnen und Schüler sich besser konzentrieren können (cf. Sleegers et al. 2013).
Was bedeutet das nun für das Lernen?
Als gesichert gilt, dass blaues Licht konzentrationssteigernd wirkt – ihm wird sogar eine ganz ähnliche Wirkung wie dem Koffein zugeschrieben (cf. Chellappa et al. 2011). Außerdem hat es stimmungsaufhellende Effekte und führt subjektiv wahrgenommen zu einem verbesserten Wohlbefinden. Diesen Effekt können Sie natürlich selbst auch nutzen, um Ihr Lernen zu unterstützen. Am einfachsten geht das, wenn Sie regelmäßige Pausen im Freien einplanen – Tageslicht hat nämlich einen hohen Blauanteil. Vielleicht können Sie ja in einer Lernpause einen Spaziergang machen oder einfach Ihre Mittagspause nach draußen verlegen? Wenn Sie in der dunklen Jahreszeit sehr häufig müde und niedergeschlagen sind und viel Zeit in geschlossenen Räumen verbringen (müssen), kann sich auch der Kauf einer Tageslichtlampe lohnen. Diese Lampen ahmen das Tageslicht nach und haben deshalb auch ähnliche Effekte.
Falls Sie sich spätabends noch konzentrieren müssen, sollten Sie auf helle Beleuchtung achten – neben Tageslicht ist auch neutral weißes Licht ein sehr gutes Licht, um sich den Lehrstoff besser einzuprägen. Im Gegensatz dazu gilt, dass stärker gedimmtes Licht weniger Blauanteil enthält und daher dazu beiträgt, dass Sie schneller müde werden.
Wichtig ist allerdings dann auch zu beachten, dass Sie rechtzeitig vor dem Schlafengehen das Licht wieder dimmen und auf blaues Licht verzichten. Dazu ist es hilfreich, Smartphone und Laptop mindestens eine halbe Stunde vor dem Einschlafen nicht mehr zu benutzen. Die Bildschirme strahlen Licht mit hohem Blauanteil ab, bremsen die die Melatonin-Produktion und führen dazu, dass man schlechter einschlafen kann. Wenn Sie auch vor dem Einschlafen gar nicht auf Ihr Handy verzichten wollen, sollten Sie zumindest den Nachtmodus des Geräts nutzen, der blaues Licht filtert. Am besten halten Sie sich an den Grundsatz der Studienautor/inn/en: „filter out blue or dim the light when you go brush your teeth at night!” (Wahnschaffe et al. 2013, 2585).
Quelle:
Chellappa,S.L./ Steiner,R./ Blattner, P./ Oelhafen, P./ Götz, T./ Cajochen, C. (2011): Non-Visual Effects of Light on Melatonin, Alertness and Cognitive Performance: Can Blue-Enriched Light Keep Us Alert?, PLoS ONE 6/1, 1-11. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0016429
Sleegers, PJC/ Moolenaar, NM/ Galetzka, M/ Pruyn, A./ Sarroukh, BE/ van der Zande, B. (2013): Lighting affects students’ concentration positively: Findings from three Dutch studies, Lighting Research & Technology 45/2, 159-175.
Wahnschaffe, A./Haedel, S./Rodenbeck, A./Stoll, C./Rudolph, H./Kozakov, R./Schoepp, H./Kunz, D. (2013): Out of the Lab and into the Bathroom: Evening Short-Term Exposure to Conventional Light Suppresses Melatonin and Increases Alertness Perception, International Journal of Molecular Sciences 14, 2573-2589.