Gesund Studieren
Wie das Mindset das Lernen beeinflusst
Jeder Mensch hat eigene Denk- und Verhaltensmuster – also eine innere Haltung, auch Mindset genannt, das je nach theoretischem Ansatz unterschiedlichen Typen zugeordnet werden kann. Erfahrt in diesem Artikel, welchen Einfluss das Mindset auf euren Lernerfolg haben kann.
Unser Lernerfolg hängt zu einem großen Teil von unseren kognitiven Fähigkeiten und unserem Wissen ab, allerdings können auch unsere Einstellungen sowie Denk- und Verhaltensweisen, also unser Mindset, ihn beeinflussen (Limeri et al., 2020). Erleben wir Misserfolge, zum Beispiel, wenn wir bei einer Prüfung schlecht abschneiden, gibt es laut Carol Dweck, einer Stanford Professorin, zwei (unbewusste) Strategien, um hiermit umzugehen: Einerseits können Misserfolge als eine Indikation gesehen werden, dass einem die entsprechenden Fähigkeiten und Talente fehlen, die von Geburt an vorbestimmt sind. Andererseits können Misserfolge als Herausforderungen und Lernprozesse betrachtet werden, die durch Bemühungen und Einsatz gemeistert werden können. Nach Dwecks Konzept (1999) handelt es sich bei der ersten Einstellung um ein „Fixed Mindset“, bei zweiter um ein „Growth Mindset“. Diese zwei unterschiedlichen Denkweisen beeinflussen, wie man als Studierende*r mit Erfolgen und Misserfolgen umgeht, welche Ziele man sich setzt und wie mit Herausforderungen umgegangen wird (Heine et al., 2001, Hoyert & O’Dell, 2008, Smiley et al., 2016).
Studien haben ergeben, dass Studierende mit einem „Fixed Mindset“ dazu tendieren, Herausforderungen zu umgehen und eher aufzugeben, wenn etwas nicht sofort zu bewältigen ist (Dweck, 1999, Smiley et al., 2016). Ein „Growth Mindset“ dagegen kann zu gesteigerten Bemühungen, neuen Strategien und letztendlich größerem Lernerfolg beitragen (Limeri et al., 2020, Dweck, 1999). Eine innere Haltung, die Herausforderungen gerne annimmt, Fehler als Teil von Entwicklung sieht und Feedback als Wachstumschance, kann also im Studium förderlich sein. Doch wie kommt es zu so einem Mindset?
Unser Mindset wird vor allem dadurch beeinflusst, welche Vorstellungen von Intelligenz uns implizit vermittelt werden und ob beispielsweise bei Erfolgen Intelligenz und Talent oder Bemühungen gelobt werden. Wichtig ist auch zu wissen, dass die beiden beschriebenen Mindsets nur zwei Gegenpole entlang eines Spektrums darstellen. Die meisten von uns befinden sich irgendwo entlang dieses Spektrums. Habt ihr festgestellt, dass ihr eher über ein „Fixed Mindset“ verfügt und wollt euch in Richtung eines „Growth Mindsets“ entwickeln, können euch folgende Punkte und Fragen helfen:
- Reflektiert eure eigenen Denkmuster: Wer hat eure innere Haltung wie geprägt?
- Fragt euch, welche Gründe zu eurer Studienwahl geführt haben. Was ist eure Motivation für euer Studium?
- Konzentriert euch auf euren eigenen Fortschritt. Was bringt euch selbst weiter?
- Nehmt neue Herausforderungen an. Welche Herausforderung bringt euch aus eurer Komfortzone?
- Seht Fehltritte und Rückschlage als Weiterentwicklungsmöglichkeit: Was könnt ihr aus diesen lernen?
- Verwendet das Wort „noch“: Habt ihr etwas nicht geschafft, fügt das Wort „noch“ hinzu. Es macht einen Unterschied, ob man sagt: „Ich habe die Prüfung nicht geschafft.“ oder „Ich habe die Prüfung noch nicht geschafft.“
Quellen
Dweck, C. S. (1999). Self-theories: Their role in motivation, personality, and development. New York: Psychology Press.
Heine, S. J., Kitayama, S., Lehman, D. R., Takata, T., Ide, E., Leung, C., & Matsumoto, H. (2001). Divergent consequences of success and failure in Japan and North America: An investigation of self-improving motivations and malleable selves. Journal of Personality and Social Psychology, 81(4), 599–615. https://doi.org/10.1037/0022-3514.81.4.599.
Hoyert, M., & O’Dell, C. (2008). Goal orientation and the aftermath of an academic failure. International Journal of Learning, 15(3), 245–251.
Limeri, L.B., Carter, N.T., Choe, J., Harper, H. G., Martin, H. R., Benton, A., Dolan, E. L. (2020): Growing a growth mindset: characterizing how and why undergraduate students’ mindsets change. IJ STEM Ed, 7, 35. https://doi.org/10.1186/s40594-020-00227-2
Smiley, P. A., Buttitta, K. V., Chung, S. Y., Dubon, V. X., & Chang, L. K. (2016). Mediation models of implicit theories and achievement goals predict planning and withdrawal after failure. Motivation and Emotion, 40(6), 878–894. https://doi.org/10.1007/s11031-016-9575-5.