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Digital Detox – Endlich offline!
Euer Tagesablauf besteht seit mehreren Monaten aus virtuellen Lehrveranstaltungen, Binge Watching, Feed Scrolling und Zoom-Partys? Wie wäre es, in den Sommerferien einmal den digitalen Stecker zu ziehen und sich eine Auszeit von der virtuellen Umgebung zu gönnen? Lest im Artikel, wie euch Smartphone-freie Tage gelingen und ihr dadurch zu mehr Erholung kommt.
Smartphones und Laptops sind ständige Begleiter in unserem Alltag. Jede Stunde schauen wir durchschnittlich 8-mal aufs Handy und nützen es täglich 3,7 Stunden (Schwabl 2018; Mindtake 2018). Digitale Technologien ermöglichen uns einerseits sehr viel, können gleichzeitig jedoch auch digitalen Stress verursachen. Belastungsfaktoren, die digitalen Stress hervorrufen, sind u. a. Informationsüberflutung, Unzuverlässigkeit der Technik oder die Angst, zu einer „gläsernen Person“ zu werden (vgl. Gimpel et al. 2019, S. 26). Auch sozialer Druck in Social Media und das Gefühl, jederzeit erreichbar sein zu müssen, können Stress verursachen. Mögliche Folgen sind emotionale Erschöpfung und depressive Symptome (vgl. Riedel et al. 2020, S. 17).
Um eine entspannte Live-Media Balance zu entwickeln, ist bereits eine kurze digitale Auszeit ein erster Schritt. In einer Studie berichten Studierende, dass die Abstinenz von Social-Media-Kanälen zu einer positiven Stimmung, einer gesteigerten Produktivität, einer Verringerung von Angstzuständen und zu einem verbesserten Schlaf geführt hat (vgl. El-Khoury et al. 2021, S.5). Für Digitales Detox müssen wir uns nicht komplett aus dem digitalen Leben ausklinken, bereits kleine „Einschränkungen“ und mehr Achtsamkeit im Umgang mit digitalen Geräten können schon helfen, damit verbundenen Stress zu vermeiden (vgl. Welledits et al. 2020).
Wir geben euch einige Anregungen, was dabei hilft, wenn ihr Digital Detox im Sommer ausprobieren möchtet:
Push-Nachrichten deaktivieren. Erhalten wir eine Nachricht, liked jemand einen Post oder bei Neuigkeiten im Weltgeschehen, vibriert sofort das Handy. Meistens bleibt es nicht beim kurzen Nachsehen, sondern wir verlieren uns schnell in den Chatverläufen und Newsfeeds. Am besten gleich alle Push-Nachrichten abbestellen und deaktivieren, falls die Neugier größer ist als die vorgenommene Disziplin.
Smartphone-freie Zeiten und Zonen. Vielleicht gelingt es euch für den Einstieg erstmals an einem ganzen Tag das Handy zu Hause oder im Flugmodus zu lassen, den Laptop nicht einzuschalten und die Netflix-Serie durch ein Buch oder einen Spieleabend zu ersetzen. Auch Digital-Free-Zones in der WG können helfen, sich dem Bedürfnis zu entziehen, E-Mails und WhatsApp regelmäßig zu checken. Beispielsweise könnt ihr euch darauf verständigen, dass in der Küche oder am Esstisch das Smartphone weggelegt werden soll.
Routinen durchbrechen. Oft greifen wir reflexhaft und impulsiv zum Smartphone. Beispielsweise wenn wir auf eine andere Person oder die Straßenbahn warten. Meistens machen wir das ganz automatisch, obwohl wir gerade andere Bedürfnisse haben, womöglich sehnen wir uns gerade nach Entspannung und Durchatmen. Diese Automatismen gilt es beim Digital Detoxing zu durchbrechen. Wem dies schwerfällt, der*die kann sich kurioserweise bestimmte Apps dafür zu nutzen machen. Einige dieser Apps haben wir euch im Artikel Apps zur Zeitplanung und Selbstorganisation vorgestellt. Neben motivierenden Aspekten, die euch davon abhalten, zu oft zum Handy zu greifen, kann auch getrackt werden, wie viel Zeit wir mit dem Smartphone verbringen und wie oft wir den Bildschirm entsperren − ein gutes Mittel zur Selbsterkenntnis.
Freund*innen informieren. Gebt eurem Umfeld über euer Vorhaben, wie zum Beispiel einen Offline-Tag, Bescheid. Ihr könnt dafür auch den Status auf „Digital Detoxing bis Tag X“ in den Social-Media-Kanälen ändern. Dadurch sind eure Freund*innen informiert und wissen, dass die Antwort diesmal einfach etwas länger auf sich warten lässt. Zugleich ist das Vorhaben somit auch schriftlich festgemacht. Vielleicht finden sich ja auch Nachahmer*innen. ;-)
Quellen
El-Khoury, J., Haidar, R., Kanj, R. R., Bou Ali, L., Majari, G. (2021): Characteristics of social media 'detoxification' in university students. The Libyan journal of medicine, 16(1), 1846861. DOI: 10.1080/19932820.2020.1846861
Gimpel, H., Lanzl, J., Regal, C. (2019): Gesund digital arbeiten?! Eine Studie zu digitalem Stress in Deutschland. Augsburg: Fraunhofer FIT, DOI: 10.24406/fit-n-562039
Hummel, T. (2017): Sieben Tipps zur digitalen Entgiftung, In: Süddeutsche Zeitung, 28.11.2917, https://www.sueddeutsche.de/leben/digital-detox-sieben-tipps-zur-digitalen-entgiftung-1.3754567 [Zugriff: 25.05.2021].
Lakehead University (2020): Digital Detox, https://www.lakeheadu.ca/students/wellness-recreation/student-health-and-wellness/wellu/2020/node/63782 [Zugriff: 25.05.2021].
Mindtake (2018): Mobiles Österreich, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/660775/umfrage/umfrage-in-oesterreich-zur-taeglichen-nutzungsdauer-von-handys/ [Zugriff: 25.05.2021].
Riedl, R., Fischer, T., Kalischko, T., Reuter, M. (2020): Digitaler Stress. Eine Befragungsstudie im deutschsprachigen Raum. FH Oberösterreich, ISBN:978-3-9504257-3-4.
Schwabl, T. (2018): Reizüberflutung im Alltag der Österreicher, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/937919/umfrage/anzahl-der-blicke-auf-das-handy-pro-stunde-in-oesterreich-nach-alter/ [Zugriff: 25.05.2021].
Technische Universität Kaiserslautern (2020): Digital Detox, https://www.campusplus.uni-kl.de/gesundheit/digital-detox/ [Zugriff: 25.05.2021].
Welledits, V., Schmidkonz, C., Kraft, P. (2020): Digital Detox im Arbeitsleben. Methoden und Empfehlungen für einen gesunden Einsatz von Technologien, Springer