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Gesund Studieren

Belohnungen beim Lernen und ihre Wirkung im Gehirn

Schokolade, ein interessanter Film oder ein freundliches Lob – Belohnungen können sehr vielfältig sein. Jeder Mensch empfindet etwas Anderes als Belohnung. Viele gönnen sich gerne etwas nach einem anstrengenden Tag oder wenn sie eine schwierige Aufgabe bewältigt haben. Wie unser Gehirn bei Belohnungen reagiert und warum es beim Lernen helfen kann, diese Reaktionen zu kennen, könnt ihr in diesem Artikel nachlesen.

Es gibt viele Möglichkeiten, um sich für das Lernen zu belohnen. In der letzten Newsletter-Umfrage (Ergebnisse siehe hier) habt ihr abgestimmt, welche Belohnungen für euch wichtig sind. Gemeinsam ist ihnen, dass sie als angenehm empfunden werden. Dieses Kriterium können materielle Belohnungen erfüllen, wie eine Lieblingsspeise oder ein Videospiel, aber auch eine bestimmte Tätigkeit, mit der man sich gerne beschäftigt. Lob und soziale Anerkennung empfinden wir ebenfalls als belohnend. Darum kann es nützlich sein – gerade für den Lernkontext – hin und wieder um Feedback zu einer Aufgabe zu bitten. Auch die Rückmeldung, dass eine Aufgabe richtig gelöst wurde, wie man es etwas aus Ratespielen kennt, stellt eine Form der Belohnung dar (Escher & Messner 2009, S. 47 zit. n. Aebi 2012, S. 22 f.).

Belohnung für Lernen oder Lernen als Belohnung?

Dass wir etwas als Belohnung empfinden, verdanken wir dem Belohnungszentrum, das sich im Bereich des mesolimbischen Systems im Gehirn befindet. Es ist Teil des limbischen Systems, das Reize emotional bewertet, sie also als „angenehm“ oder „nicht angenehm“ kategorisiert und ob sie wiederholt bzw. gemieden werden sollten. In einer neuen (Lern-)situation wird auf vergangene Erfahrungen zurückgegriffen und darauf basierend beurteilt, ob sich das Lernen lohnt. Bei einer positiven Beurteilung werden die nötigen Mechanismen in Gang gesetzt, die dafür verantwortlich sind, dass neues Wissen entsteht (vgl. Roth 2004, 499f.). Aus diesem Grund kann es förderlich sein, wenn das Lernen selbst positiv besetzt ist und als „lohnend“ wahrgenommen wird. Denn was man gerne lernt, lernt man leichter.  

Die passende Belohnung für jedes Lernpensum

Wird eine Belohnung in Aussicht gestellt, wird in diesem Areal des Gehirns unter anderem der Botenstoff Dopamin ausgeschüttet, der dafür sorgt, dass wir Antrieb bekommen und motiviert sind (vgl. Roth 2004, S. 498f.). Dieser Effekt verringert sich allerdings, wenn die Belohnung dieselbe bleibt und man damit bereits weiß, dass sie z. B. nach jeder Lerneinheit erfolgt. Darum kann es sinnvoll sein, die Belohnungen zu variieren oder sich auch einmal spontan für eine Belohnung zu entscheiden, unmittelbar nachdem ein bestimmtes (Lern-)ziel erreicht habt. Sinnvoll ist auch, sich vor dem Lernstart zu überlegen, zu welchen Zeiten und mit welcher Regelmäßigkeit ihr euch womit belohnen möchtet. Denn das Gehirn erkennt und bewertet, ob eine Belohnung verdient ist oder nicht. 

Habt ihr beispielsweise einen anstrengenden Tag vor euch, kann etwa ein guter Kaffee/Tee in der Mittagspause und das Lieblingsessen am Abend belohnend sein. Seid ihr dabei, euch im Rahmen einer Lehrveranstaltung neues Wissen anzueignen, kann bereits nach kurzen Etappen zu kleinen Belohnungen gegriffen werden, um dem Gehirn zu Beginn den nötigen Motivationsschub zu geben, sich mit unbekannten Inhalten zu befassen und neue Netzwerke zu bilden.

Kleine Stress-Dosen als Anregung zum Lernen

Auch Stress in kleinen Dosen wird als positiv erlebt und kann hilfreich für das Lernen sein, da im Gehirn der Botenstoff Noradrenalin ausgeschüttet wird, der die Aufnahmefähigkeit für Lerninhalte fördert. Diese Reaktion könnt ihr euch zunutze machen, indem ihr beim Lernen selbst geringen Stress erzeugt. Setzt euch knappe Deadlines für bestimmte Aufgaben oder Zeitlimits, um einen bestimmten Stoffumfang zu beherrschen. Nützt dafür zum Beispiel die Pomodoro Technik, die wir euch in dem Artikel über Apps zur Zeitplanung und Selbstorganisation vorgestellt haben oder belohnt euch mit einem entspannenden Bewegungsvideo.

Quellen:

Aebi, S. (2012). Einstellung gegenüber und Einsatz von Belohnung durch Heilpädagoginnen und Heilpädagogen. Masterarbeit Studiengang Sonderpädagogik. Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik. https://ilias.hfh.ch/goto.php?target=file_7193_download&client_id=ilias-hfh.ch [26.03.2021]

Roth, G. (2016). Die Bedeutung der Motivation für den Lernerfolg. https://uol.de/fileadmin/user_upload/diz/bilder/Bilder_PW/PW2016/Prof._Dr._Gerhard_Roth_PW2016.pdf [26.03.2021]

Roth, G. (2004). Warum sind Lehren und Lernen so schwierig? Zeitschrift für Pädagogik 50 (2004) 4, S. 496-506. https://www.pedocs.de/volltexte/2011/4823/pdf/ZfPaed_2004_4_Roth_Warum_sind_Lehren_und_Lernen_D_A.pdf [26.03.2021]

Ullmann, E. (06.10.2016). Lernen aus neurobiologischer Perspektive. Julius-Maximilians-Universität Würzburg. https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/06000060/04_Fort-_und_Weiterbildungen_Lehrkraefte/Herbsttagungen/Herbsttagung_2016/20161006_WS_04_Neurobiologie.pdf [26.03.2021]