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Wussten Sie schon, ...

... was der Cliffhanger-Effekt beim Lernen bewirkt?

Wer kennt das nicht? Man schaut eine Serie an, die quasi mittendrin mit einem Cliffhanger endet. In weiterer Folge denken wir permanent daran und möchten die Serie am liebsten so bald wie möglich zu Ende schauen. Dieser Effekt, dass Menschen sich an nicht beendete Aufgaben eher erinnern als an abgeschlossene, wird als Zeigarnik-Effekt beschrieben. Wie ihr ihn für euer Lernen nutzen könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.  

Mitte der 1920er-Jahren beobachtete die Psychologin Bluma Zeigarnik in einem Café, dass ein Kellner sich die Details offener Bestellungen verschiedener Gäste im Kopf merkte. Sobald dieser allerdings alle Speisen und Getränke an den Tisch gebracht hatte, konnte er sich nicht mehr daran erinnern, wer was bestellt hatte und wem er was gebracht hatte. Dies machte Bluma Zeigarnik neugierig und sie untersuchte dieses Phänomen in ihrer Dissertation.

Was ist der Zeigarnik-Effekt?

Das Ergebnis ihrer Studie war, dass sich Personen unerledigte Aufgaben wesentlich besser merken können als erledigte (Zeigarnik, 1927). Weitere Studien bestätigten diesen Effekt (siehe z. B. Baddeley, 1963), und wiesen zusätzlich nach, dass der Effekt von der Dauer mit den verbrachten Aufgaben und die Art der Unterbrechung wesentlich ist (Seifert & Patalano, 1991) sowie der Persönlichkeitstyp eine Rolle spielt (Alper, 1946; Atkinson, 1953).

Wenn wir einer neuen Aufgabe nachgehen, erzeugt unser Gehirn eine Spannung, die dazu führt, dass die dafür relevanten Informationen schneller im Gehirn verfügbar sind.  Sobald allerdings eine Aufgabe beendet ist, lässt die Spannung nach.

Heute wird der Zeigarnik-Effekt bewusst eingesetzt – wie zum Beispiel bei den anfangs erläuterten Serien, bei Romanen oder bei Onlinemedien, die nur einen Teil eines Artikels zeigen, der ganze Artikel aber nur kostenpflichtig zugänglich ist. Auch beim Lernen kann dieser Effekt zielgerichtet eingesetzt werden.

Was sollte aufgrund des Zeigarnik-Effekts beim Lernen beachtet werden?

Da unvollendete Aufgaben das Gehirn davon abhalten, sich auf andere Aufgaben oder Themen zu konzentrieren und sich stattdessen immer wieder in unsere Gedanken schleichen, ist es ratsam, beim Lernen darauf zu achten, Aufgaben oder Lerneinheiten abzuschließen. Sinnvoll ist es auch, zum Beispiel die Pomodoro-Technik anzuwenden, bei der Aufgaben in kurze und effiziente Slots eingeteilt werden. Schafft ihr es nicht, etwas abzuschließen, macht euch einen spezifischen Plan, wann ihr dies tun werdet. Dies hilft zu einem Abbau der Spannung im Gehirn und führt laut einer Studie von Masicampo und Baumeister (2011) zu freien mentalen Kapazitäten.  

Außerdem sollte auf Multitasking verzichtet werden, da hierbei Aufgaben nacheinander angefangen aber oft nicht abgeschlossen werden. Dies kann zu einem erhöhten Stresslevel führen.

Wie könnt ihr euch beim Lernen den Zeigarnik-Effekt zu Nutze machen?

Der Zeigarnik-Effekt kann beim Lernen auch positiv eingesetzt werden. Versucht ihr zum Beispiel etwas auswendig zu lernen, können kurze Pausen helfen, die Lernleistung zu verbessern. Die Pausen sollten mit etwas verbracht werden, dass in keinem Zusammenhang mit dem Lernen steht. Hierfür eignet sich zum Beispiel ein Spaziergang oder eine kurze Bewegungseinheit (hier könnt ihr das Learning Ergonomics Online-Bewegungsangebot finden). Studien haben gezeigt, dass Studierende, die temporäre Pausen mit anderen Aktivitäten einlegen, sich mehr merken als jene Studierende, die durchlernen (Zeigarnik, 1927; McKinney, 1933).    

Ist man sich also des Zeigarnik-Effekts bewusst, kann dies helfen, Stress zu vermeiden, aber auch bewusst die Gedächtnisleistung zu verbessern.

Quellen:

Alper, T. (1946). Memory for completed and incompleted tasks as a function of personality: An analysis of group data. Journal of Abnormal Social Psychology, 41, 403-421. https://interruptions.net/literature/Alper-JPers48.pdf [Zugriff: 15.09.2021]

Atkinson, J.W. (1953). The achievement motive and recall of interrupted and completed tasks. Journal of Experimental Psychology. 46(6), pp. 381-390.

Baddeley, A.D. (1963). A zeigarnik-like effect in the recall of anagram solutions. Quarterly Journal of Experimental Psychology. 15(1), pp.63-64.

Masicampo, E. J., Baumeister, R. F. (2011). Consider it done! Plan making can eliminate the cognitive effects of unfulfilled goals. Journal of Personality and Social Psychology, 101 (4), pp. 667-683.

McKinney, F. (1933). Studies in the retention of interrupted learning activities. Meeting of the Midwestern psychological Association, 1933. http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.66.8781&rep=rep1&type=pdf [Zugriff: 15.09.2021]

Seifert, C. M., Patalano, A. L. (1991). Memory for incomplete tasks: A re-examination of the Zeigarnik effect. Proceedings of the Thirteenth Annual Conference of the Cognitive Science Society (pp. 114-119). https://www.researchgate.net/profile/Andrea-Patalano/publication/254731324_Memory_for_incomplete_tasks_A_re-examination_of_the_Zeigarnik_effect/links/557af05a08aee4bf82d599ae/Memory-for-incomplete-tasks-A-re-examination-of-the-Zeigarnik-effect.pdf [Zugriff: 15.09.2021].

Zeigarnik, Bluma (1927): Das Behalten erledigter und unerledigter Handlungen. Psychologische Forschung 9, 1–85. https://interruptions.net/literature/Zeigarnik-PsychologischeForschung27.pdf